Patchwork mit Seide: Tipps & Tricks zum Nähen von Seidenquilts
Einen Seidenquilt zu nähen, das ist ein Unterfangen, das schon für so manche Quilterin in einem Alptraum endete. Was erst so simpel und einfach scheint birgt plötzlich Tücken an die oft garnicht gedacht wurden. Seht den heutigen Artikel als eine Art Projektberatung, lest auf was man sich bei einem Seidenquilt einlässt bevor ihr anfangt und wägt danach ab ob ihr es euch zutraut oder gewinnt vielleicht den ein oder anderen wertvollen Tipp zur Fertigstellung eures Seiden-UFOs. Seide ist immerhin z.T. sehr kostspielig und man sollte das Beste aus der Seide und seiner Handarbeitszeit rausholen.
Fadenlauf & Lichteinfall:
Der schönste Seidenquilt kann häßlich erscheinen, das alles hängt vom Lichteinfall und Standpunkt des Betrachters ab. Daher ist es besonders wichtig hier auf den Fadenlauf zu achten, damit das Ergebnis später nicht enttäuscht. Wirklich unabdingbar ist dieser Schritt im besonderen bei Multitonseiden. Hat man z.B. eine blaue Seide, die schwarze Einwebungen hat, so schimmern diese evtl. extrem durch, wenn der Verlauf horizontal ist, aber garnicht, wenn der Verlauf vertikal eingenäht wird. Die Anschaffung von richtungsweisenden Stecknadeln lohnt sich bei größeren Projekten hier auf jeden Fall.
Fransen über Fransen....
Insbesondere Dupioni / Wildseide franst an den Rändern aus wie irre. Schon kurz nach dem Zuschnitt mit dem Rollschneider beginnt die Schnittkante sich aufzuribbeln. Wenn ich Seidenquilts nähe, dann achte ich darauf, dass ich das Material noch vor dem Zuschnitt mit dünner Vlieseline (z.B. Freudenberg H180-H220) hinterbügele, so dass die Seide beim Zuschnitt und bei Verarbeiten nicht mehr stark ausfransen kann. Bei Quilts die später häufiger in Gebrauch sein werden (als keine Wandbehänge) umkettle ich die einzelnen Teile nochmals mit einem Zick-Zack Stich rundherum. Sicher ist Sicher! Es gibt auf flüssige Antifransmittel wie z.B. "Fray-Check" und andere Fransenstopper. Obwohl diese super funktionieren und ich diese auch in Gebrauch habe, sollten diese bei Seidenquilts mit Vorsicht verwendet werden. Seide ist anspruchsvoll in der Pflege und kann von dem chemischen Hilfsstoff angegriffen werden.
Nahtzugaben:
Nahtzugaben (NZGs) sollten ruhig großzügiger gewählt werden. So ist es möglich die einzelnen Blöcke erst einmal aneinander zu nähen und später zur Sicherheit nochmal mit einem Zickzack-Stich zu versäubern. Trotz Vlieseline franst der Stoff während der Verarbeitung an den Rändern immernoch leicht nacht... wie gesagt, sicher ist sicher! Die NZGs sollten gleichmäßig ausgebügelt werden, so fällt A. das Quilten leichter und B. bilden sich später auf der Vorderseite keine Schatten und dicke Quiltknubbel.
Näht man das mit Seidengarn zusammen?
Bei einer Gebrauchsdecke bloss nicht. Seidengarn ist genauso kostspielig und fragil wie Seidenmeterware. Ein gutes Baumwollgarn ist ausreichend. Rayon und Polyester sind mit Vorsicht zu genießen, da diese je nach Hersteller evtl. nicht ideal gezwirnt sind und so in die empfindliche Seide schneiden. Durch die Reibung entstehen denn winzige Risse in der Seidenfaser, so dass diese sich ebenfalls lösen und ribbeln kann.
Gibt es sonst noch was zu beachten?
Die Arbeit mit Seide bedeutet einen großen Mehraufwand - zeitlich wie auch finanziell. Wer diese Investition scheut sollte besser garnicht erst anfangen, denn ich finde es gibt nichts schlimmeres als ein UFO in dem schöne Seiden vor sich hin altern.
Ist der Quilt erst einmal fertig sollte er mit einem milden Quilt- oder Seidenwaschmittel gewaschen werden (z.B. Soak. Das erhält den Glanz und umsorgt, die feine, anspruchsvolle Faser. Evtl. lohnt sich bei Gebrauchsquilts auch die Behandlung mit sog. Fabric Shields als Schutz vor Flecken. Man kann sich das ein wenig wie eine Teflonpfanne vorstellen, statt sich in das Material hereinzuziehen, bleibt der "Schmutz" oben aufliegen und kann so leichter gereinigt werden.
Habt ihr noch weitere Seidentipps? Im Anschluss könnt ihr diese unter den Kommentaren hinterlassen. Ich würde mich freuen und die anderen Quilt-Blog Leser sicherlich auch.
Es grüßt,
Eure Ina
PS: Noch wichtig zu wissen... Hunde haben absolut keinen Respekt für Seide. Die Latschen einfach ins Photo und legen sich auf den Quilt bis man fertig ist mit Photographieren.
Fadenlauf & Lichteinfall:
Der schönste Seidenquilt kann häßlich erscheinen, das alles hängt vom Lichteinfall und Standpunkt des Betrachters ab. Daher ist es besonders wichtig hier auf den Fadenlauf zu achten, damit das Ergebnis später nicht enttäuscht. Wirklich unabdingbar ist dieser Schritt im besonderen bei Multitonseiden. Hat man z.B. eine blaue Seide, die schwarze Einwebungen hat, so schimmern diese evtl. extrem durch, wenn der Verlauf horizontal ist, aber garnicht, wenn der Verlauf vertikal eingenäht wird. Die Anschaffung von richtungsweisenden Stecknadeln lohnt sich bei größeren Projekten hier auf jeden Fall.
Fransen über Fransen....
Insbesondere Dupioni / Wildseide franst an den Rändern aus wie irre. Schon kurz nach dem Zuschnitt mit dem Rollschneider beginnt die Schnittkante sich aufzuribbeln. Wenn ich Seidenquilts nähe, dann achte ich darauf, dass ich das Material noch vor dem Zuschnitt mit dünner Vlieseline (z.B. Freudenberg H180-H220) hinterbügele, so dass die Seide beim Zuschnitt und bei Verarbeiten nicht mehr stark ausfransen kann. Bei Quilts die später häufiger in Gebrauch sein werden (als keine Wandbehänge) umkettle ich die einzelnen Teile nochmals mit einem Zick-Zack Stich rundherum. Sicher ist Sicher! Es gibt auf flüssige Antifransmittel wie z.B. "Fray-Check" und andere Fransenstopper. Obwohl diese super funktionieren und ich diese auch in Gebrauch habe, sollten diese bei Seidenquilts mit Vorsicht verwendet werden. Seide ist anspruchsvoll in der Pflege und kann von dem chemischen Hilfsstoff angegriffen werden.
Nahtzugaben:
Nahtzugaben (NZGs) sollten ruhig großzügiger gewählt werden. So ist es möglich die einzelnen Blöcke erst einmal aneinander zu nähen und später zur Sicherheit nochmal mit einem Zickzack-Stich zu versäubern. Trotz Vlieseline franst der Stoff während der Verarbeitung an den Rändern immernoch leicht nacht... wie gesagt, sicher ist sicher! Die NZGs sollten gleichmäßig ausgebügelt werden, so fällt A. das Quilten leichter und B. bilden sich später auf der Vorderseite keine Schatten und dicke Quiltknubbel.
Näht man das mit Seidengarn zusammen?
Bei einer Gebrauchsdecke bloss nicht. Seidengarn ist genauso kostspielig und fragil wie Seidenmeterware. Ein gutes Baumwollgarn ist ausreichend. Rayon und Polyester sind mit Vorsicht zu genießen, da diese je nach Hersteller evtl. nicht ideal gezwirnt sind und so in die empfindliche Seide schneiden. Durch die Reibung entstehen denn winzige Risse in der Seidenfaser, so dass diese sich ebenfalls lösen und ribbeln kann.
Gibt es sonst noch was zu beachten?
Die Arbeit mit Seide bedeutet einen großen Mehraufwand - zeitlich wie auch finanziell. Wer diese Investition scheut sollte besser garnicht erst anfangen, denn ich finde es gibt nichts schlimmeres als ein UFO in dem schöne Seiden vor sich hin altern.
Ist der Quilt erst einmal fertig sollte er mit einem milden Quilt- oder Seidenwaschmittel gewaschen werden (z.B. Soak. Das erhält den Glanz und umsorgt, die feine, anspruchsvolle Faser. Evtl. lohnt sich bei Gebrauchsquilts auch die Behandlung mit sog. Fabric Shields als Schutz vor Flecken. Man kann sich das ein wenig wie eine Teflonpfanne vorstellen, statt sich in das Material hereinzuziehen, bleibt der "Schmutz" oben aufliegen und kann so leichter gereinigt werden.
Habt ihr noch weitere Seidentipps? Im Anschluss könnt ihr diese unter den Kommentaren hinterlassen. Ich würde mich freuen und die anderen Quilt-Blog Leser sicherlich auch.
Es grüßt,
Eure Ina
PS: Noch wichtig zu wissen... Hunde haben absolut keinen Respekt für Seide. Die Latschen einfach ins Photo und legen sich auf den Quilt bis man fertig ist mit Photographieren.
Electric Quilt Mystery Quilt auf Deutsch - Zusammenfassung
Hallo ihr Lieben,
ich berichtete ja bereits an dieser Stelle von meinem Platinenbrand im PC und all den verlorenen Dateien
Heute habe ich mich mal der Aufholjagd gewidmet und die Kapitel & Lektionen 3&4 des Electric Quilt Mystery Quiltes online gestellt. Ebenfalls online ist nun auch die Tipp und Trick Kiste von Designerin Fran Iverson Gonzalez bzgl. Stoffverbrauch und Stoffauswahl.
Hier geht es per Klick direkt zu den jeweiligen bisher erschienen Einträgen:Einen schönen Restsonntag wünscht,
Eure Ina
PS: In den Links dieses Beitrages hatte sich wohl der Fehlerteufel eingeschlichen Jetzt funktionieren alle Seiten wieder.
ich berichtete ja bereits an dieser Stelle von meinem Platinenbrand im PC und all den verlorenen Dateien
Heute habe ich mich mal der Aufholjagd gewidmet und die Kapitel & Lektionen 3&4 des Electric Quilt Mystery Quiltes online gestellt. Ebenfalls online ist nun auch die Tipp und Trick Kiste von Designerin Fran Iverson Gonzalez bzgl. Stoffverbrauch und Stoffauswahl.
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Eure Ina
PS: In den Links dieses Beitrages hatte sich wohl der Fehlerteufel eingeschlichen Jetzt funktionieren alle Seiten wieder.
Mein Kaktus Schnittmuster aus Stoff statt Filz
Sehr gefreut hat mich, dass über den Sommer mein Kakteen Schnittmuster "Prickly Pear" so großen Anklang gefunden hat. Wer die aus Kunin Felt Filz genähten Kakteen verpasst hat, kann sich das Schnittmuster hier gratis herunterladen.
Eine liebe Quilterin, die meinen Schnitt sehr schön umgesetzt hat ist "Flottenadel" von den Quiltfriends. Sie gab mir die Erlaubnis Ihre Bilder hier zu verwenden um euch die tollen Werke zu zeigen. Genäht wurden alle aus Patchworkstoffen. Beide Varianten finde ich sehr schön, doch der eine Stoff hätte wohl kaum besser getroffen sein! Doch genug geschwatzt hier sind die Bilder.
Habt ihr auch meinen Prickly Pear Kaktus genäht? Über die Zusendung eurer Bilder würde ich mich sehr freuden.
Liebe Grüße,
Ina
Eine liebe Quilterin, die meinen Schnitt sehr schön umgesetzt hat ist "Flottenadel" von den Quiltfriends. Sie gab mir die Erlaubnis Ihre Bilder hier zu verwenden um euch die tollen Werke zu zeigen. Genäht wurden alle aus Patchworkstoffen. Beide Varianten finde ich sehr schön, doch der eine Stoff hätte wohl kaum besser getroffen sein! Doch genug geschwatzt hier sind die Bilder.
Habt ihr auch meinen Prickly Pear Kaktus genäht? Über die Zusendung eurer Bilder würde ich mich sehr freuden.
Liebe Grüße,
Ina
Designer Joel Dewberry im Interview - Ãœber neue Stoffkollektionen & Familie
Soooo 2 Zeitungsmodelle sind gerade eben noch rechtzeitig fertig geworden Das Ergebnis gibt es aber leider erst nach Erscheinen des nächsten Patchwork Magazines zu sehen Amy Butler's neue Kollektion Nigella ist online einprogrammiert, so dass ich jetzt ein bischen Luft habe das ungekürzte Interview mit Joel Dewberry hier einzusetzen.
Designer Joel Dewberry – Neue Designikone?!
Ein Mann mit frischem Talent und Sinn für die Familie
Von Ina M. Magedanz
Steckbrief:
Name: Joel Dewberry
Geburtsort: Orlando, Florida
Wohnort: Clermont, Florida
Geburtstag: 12. Dezember 1974
Familienstand: Verheiratet
Kinder: 4 Stück: Brendan, Brooke, Kirsten und Carson der Frischling!
Haustiere: Kein wirkliches Haustier, aber wir haben ein handzahmes Eichhörnchen im Garten, dass uns jeden morgen beim Frühstück Gesellschaft leistet.
Hobbies: Alte Möbel restaurieren, mit meinen Kindern spielen und dann natürlich meine Leidenschaft für Volleyball und Fussball.
Lieblingsfilm: Stranger than Fiction / Schräger als Fiktion
Lieblingsbuch: Michelangelo von Irving Stone über das Leben des Michelangelo Buonarroti, Bildhauer, Maler, Dichter, Baumeister und Ingenieur
Lieblingszitat: „Kein Erfolg kann das Versagen in der Familie kompensieren.“ David O. McKay
Heute habe ich mich mit Joel Dewberry, dem neuen Design-Talent bei Westminster Fibers verabredet. Westminster Fibers, die Firma die auch Stoffe unter den Labels Rowan & Free Spirit unter anderem von Amy Butler & Kaffe Fassett verlegt, hat den noch unbekannten Designer gleich für drei diesen Sommer erscheinende Kollektionen unter Vertrag genommen.
Was sich erst später herausstellen würde, ist dass unser Interview unterbrochen werden würde. Niemand hatte damit gerechnet, dass noch während wir sprachen Joel’s Ehefrau das neuste Mitglied der Familie, den kleinen Carson 4 Wochen zu früh auf die Welt bringen würde. So sprang Joel mitten im Interview auf und brachte seine Frau ins Krankenhaus. Dieses Interview ist mitten drin, statt nur dabei. Lernen auch Sie im folgenden Interview den Designer und Familienvater kennen.
Wie hast du deinen Weg als Künstler gefunden? Warst du schon als Kind talentiert oder kam das erst viel später?Ich wuchs als zweitältester von 7 Kinder in einem sehr kreativen Umfeld auf. Meine Mutter, selbst eine bekanntere Künstlerin, unterstützte meinen natürlichen Drang zur Kunst. Aber auch mein Vater ermutigte mich immer wieder mir etwas zu suchen, dass ich mit Leidenschaft verfolgen wollte und es zu meinem Lebensziel/Lebenswerk zu machen.
So lange ich zurück denken kann, war es für mich immer sehr erfüllend künstlerisch tätig zu werden. Der gesamte Ablauf ist dabei für mich sehr aufregend. Man beginnt mit einer leeren Leinwand, bringt seine Motive auf, verwirft diese, feilt Sie aus, dann bringt man das ganze mit einer Injektion Farben erst richtig zum Leben und hofft von etwas Unerwartetem überrascht zu werden. Um mich, meine Persönlichkeit, Wünsche und Vorlieben zum Ausdruck zu bringen ist die Kunst die beste Form dies zu kommunizieren.
Hast du denn eine formelle Ausbildung genossen? Wie ging es von da an weiter?In 2000 machte ich an der Brigham Young University meinen Abschluss der Feinen Künste mit Schwerpunkt des Grafik Designs. Während meiner Zeit dort entwickelte ich eine Faszination für taktile Dinge, ich musste es fühlen können, es musste meinen Tastsinn reizen. Ich wurde sofort magisch angezogen von Typographie und Hochdruck, Buchbinderei und Bildhauerei. Was mich besonders anzog war die Unvergänglichkeit dieser Medien.
Nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte verfolgte ich im Nordwesten der USA erstmal eine Karriere im Bereich Markenentwicklung und Firmenimage. Meine Liebe zum Detail, meine Aufmerksamkeit in der Weiterentwicklung der Designs und der Respekt den ich dabei fundierten, antiquierten Design entgegen brachte machte mich in der Branche schnell bekannt. Nachdem ich Jahre lang in der Markenentwicklung für andere Designer und Firmen tätig war und Motive für den Wohndekor- und Textilbereich entwickelte wurde mir bewusst, dass es mein größtes Ziel sein würde meine Ideen und Designs unter einem eigenen Textillabel zu vermarkten, statt für andere zu Arbeiten. Das Label Joel Dewberry’s Eclectic Modern war im Mai 2007 geboren.
Was war dein erster Erfolgsmoment in puncto Karriere der dich einfach mit Stolz erfüllte? Bei Musikern ist es ja oft das erste Mal als Sie sich im Radio gehört haben, was war es für dich?Meine ganz persönliche Version dieses Augenblickes muss wohl der Moment gewesen sein an dem ich meinen Messestand auf dem International Quilt Market in Salt Lake City [Utah, USA] fertig aufgebaut hatte. Als ich einen Schritt zurück trat überkam mich die Erkenntnis, dass es nun so weit war und ich meinen Traum gerade in diesem Augenblicke zu erfüllen begann. Ich wurde überwältigt von dem was ich sah: Drei umfangreiche Stoffkollektionen und ein ganzer Messestand, der nur dazu diente meine Arbeit der Welt vorzustellen. Ich fühlte mich mit Glück gesegnet, aufgeregt, demütig und überwältigt zugleich. Doch dieser Moment sollte sich noch verlängern, denn als die Messe eröffnet wurde, wurde ich wärmstens Willkommen geheißen und das in einer Branche in der ich noch ein absolut unbekannter Designer war. Ich war überrascht von diesen durchweg positiven, ersten Reaktionen auf meine Arbeit.
Was diese Erfahrung noch weiter bereicherte, war dass ich meinen Traum nur unweit der Universität lebte, welche mich als jungen Designer geprägt und geformt hatte. Es sagt schon viel über den Zyklus des Lebens aus und man merkt, wie alles zusammenhängt und einen großen Kreislauf bildet.
Wann hat es dich denn in die Quiltwelt verschlagen? War es jemals dein Traum Stoffe zu entwerfen oder war es eher ein Nebeneffekt einer Schaffensphase?Ich wünschte ich könnte behaupten ich wäre nach reiflicher Überlegung und durchdachter Planung in der Quiltwelt angekommen, aber um Ehrlich zu sein führte mich eine Mischung aus Schicksal, Glück und der Einfluss einiger wundervoller Menschen hierher.
Vor etwa 8 Jahren machte ich mit meinen Professoren und Kommilitonen einen Ausflug nach Manhatten [New York, USA] und besuchten ein paar außerordentliche Designstudios. Bei den meisten Firmen die wir besuchten handelte es sich um Werbeagenturen und Markenentwicklungsstudios, doch wir besuchten auch eine einzige Firma die aus der Art fiel. Ich kann mich noch lebhaft an diese Textildesignfirma erinnern, welche unglaubliche Polsterstoffe produzierte. Ich weiss noch, dass ich da gar nicht mehr weg wollte, so sehr beeindruckten mich die satten Farben, unterschiedlichsten Texturen und die fesselnden Muster die uns umgaben. Unglücklicherweise habe ich dann nicht gleich einen Weg in der Textilbranche eingeschlagen, aber ich war definitiv stark durch diesen Besuch beeinflusst worden. Als ich mich als Grafikdesigner weiter entwickelte merkte ich schnell, dass ich immer wieder auf schöne, feine Texturen und Motive zurückgriff, die stark an Textildesigns erinnerten.
Vor etwa 5 Jahren hatte ich dann das große Glück eine Freundschaft mit einer beeindruckenden Frau zu machen. Joyce Robertson arbeitet zu der Zeit in einer großen Textilmanufaktur. Über die Jahre entwickelte auch sie sich weiter und strebte nach „Höherem“, so kam es, dass Sie zu Westminster Fibers [Vertrieb auch von Rowan & Free Spirit] wechselte.
Anfang 2006 trafen wir einander dann eher zufällig und Joyce bat mich doch einfach mal einige Design einzureichen. Ich wusste wenig bis gar nichts über die Quiltindustrie oder über Stoffdesign an sich. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Firma wohl die beste Wahl für meinen persönlichen Stil von Farbe und Motiven war. Hätte Joyce mich nicht persönlich gebeten doch einfach einmal etwas einzureichen, gäbe es jetzt keine Stoffkollektionen. Ich werde ihr ewig dankbar sein – für diese Möglichkeit, ihre Unterstützung und ihre Freundschaft.
Die Beziehung zu Joyce hat mir wieder einmal bewusst gemacht, wie wichtig Menschen im Leben sind. Sich selbst mit Menschen zu umgeben, die einen respektieren und inspirieren macht das Leben erst lebenswert und eröffnet einem dann, wenn man es am Wenigsten erwartet eine neue Tür.
Es freut mich sehr nun Teil der Quiltwelt zu sein, denn die Kunst des Patchwork & Quiltens ist für mich eine wundervolle Art sein Heim zu gestalten und sich dort wohlzufühlen. Quilts bedeuten für mich eine Erweiterung des Wohndekors die ein Haus erst zu einem richtigen Heim macht.
Was hat dich zu deinen ersten Stoffkollektion “Aviaryâ€, „Chestnut Hill“ und „Manzanita“ inspiriert? Ich hatte mir gleich zu Anfang zum Ziel gemacht nur Stoffe zu entwerfen, die ich selbst auch gern in meinem Heim verwenden würde. Aviary, Chestnut Hill und Manzanita sind meine Stil sehr treu und reflektieren den Stil, den ich mit meinem eigenen Label Eclectic Modern verfolgen möchte. Mein Fokus liegt dabei auf modernen Stoffen aus frischen, lebendigen Farben und reproinspirierten Motiven. Meine Linie ist dabei eine Balance zwischen Alt und Neu, elegante Formen, hervorstechende Motive und zeitlose Farben um ein anspruchsvolles, einprägsames, dennoch gemütliches Ambiente zu schaffen.
Ich fühle mich sehr geehrt, dass mir das Schicksal die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Westminster Fibers geboten hat. In deren Designerrängen nun mit Größen wie Kaffe Fassett, Amy Butler und Martha Negley zu stehen ist mehr als ich mir hätte erhoffen können. Im Nachhinein, wenn ich aktiv nach dem besten Designhaus für mich und meinen Stil gesucht hätte, hätte ich es nicht besser treffen können.
Aviary [engl. Voliere] habe ich den Untertitel „Rückzug in den Garten“ gegeben, weil es für mich das wunderbare Gefühl einfängt, dass für mich synonym mit der Entspannung im Garten ist. Von der Kirschblüte bis hin zum Spatz habe ich versucht die eleganten Formen der Natur auf Stoff zu bringen mit der Luxuriosität die diesen Motiven gebührt.
Zu Chestnut Hill [engl. Kastanienhügel] wurde ich durch eine Reise mit meiner Ehefrau in die italienische Toskana inspiriert. Ich musste einfach die reiche Textur und unglaubliche Schönheit der toskanischen Landschaft einfangen. Die Kastanienmotive, Äste und die Ornamentik sind für mich der ultimative Rückzug zu historischer, zeitloser Schönheit. Meine Frau waren so hingerissen von der Schönheit, Geschichte und Architektur in der Toskana, in Roma, Florenz und Venedig, dass ich mir nichts besseres vorstellen konnte als die Erinnerungen in einer Stoffkollektion einzufangen.
Manzanita wurde benannt nach einem hübschen, immergrünen Strauch. Ich habe in dieser Kollektion urbane, moderne Motive mit verspielten Floralen gemischt. Die ungewöhnliche Farbpalette unterstreicht weiterhin den Fluss zwischen moderner Raffinesse und organischen Mustern.
Ist es nicht ungewöhnlich, dass ein neuer Designer sein Debut gleich mit 3 Kollektionen feiert, wie kam es dazu?
Da hast du sicherlich Recht Ina, es ist wirklich ungewöhnlich gleich 3 Kollektionen auf einmal herauszubringen, insbesondere weil es natürlich auch eine entbehrungsreiche und stressvolle Zeit ist, bis alles steht. Ich habe das wohl meiner Naivität zuzuschreiben, die mich anfangs im Glauben ließ, dass ich das locker schaffen würde. Letztlich hat mich glaube ich nur noch Eifer und die Leidenschaft für meine Designs durch’s Ziel gebracht. In meiner Vorstellung, ohne jemals Erfahrungen im Stoffdesign gemacht zu haben, war es einfach zu verführerisch und aufregend die Möglichkeit zu haben all diese Motive auf Stoff zu bringen. Aber Westminster Fibers ist wohl das größte Risiko eingegangen gleich 3 Kollektionen von einem unbekannten Designer aufzulegen. Ich habe dort letztlich so viele überzeugende Designs eingereicht, dass man sich auch dort nicht mehr entscheiden konnte welche Kollektion man nun nehmen wollte und so nahm man alle drei! Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die Kollektionen auch bei den Quiltern und Schneiderinnen so viel Anklang findet wie bei den Einkäufern auf dem Quilt Market. Die Zeit wird es uns zeigen, ich denke wir haben schon einen guten Start hingelegt.
Du arbeitest ja fast durchgehend am Tag. Kriegt man das mit Freunden und der Familie eigentlich noch unter einen Hut?
Noch mehr als mein Designerdasein bin ich leidenschaftlicher Vater und Ehemann. Ich bin am Glücklichsten und Erfülltesten, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Meine Frau ist ein Quell der Inspiration für mich. Sie ist selbst nicht nur eine hervorragende Mutter, sondern auch künstlerisch tätig. Unsere gemeinsamen Interessen haben uns auch beruflich schon oft verbunden. Aber auch meine Kinder inspirieren mich. Es ist wunderbar ihnen dabei zuzuschauen, wie sie ihre eigene Kreativität entwickeln und sich durch ihre Welt forschen und experimentieren. Ich denke alle Eltern können das nachvollziehen. Meine Kinder sorgen jeden Tag dafür, dass ich danach strebe ein besserer Mensch für sie zu sein.
Wo siehst du dich selbst in sagen wir 5 Jahren?
In fünf Jahren mache ich hoffentlich immer noch das gleiche – ich entwerfe Stoffkollektionen. Mit ein bisschen Glück bietet sich mir bis dahin auch die Möglichkeit andere Textilien zu gestalten z.B. für fertiges Wohndekor. Bisher hat mich mein Beruf gelehrt, dass hinter jeder Ecke eine neue Herausforderung lauert. Ich bin schon gespannt was mich dort erwartet.
Gibt es jemanden der dich besonders inspiriert und beeinflusst?
Der ungarische Maler, Designer und Photograph Laszlo Moholy-Nagy (1895-1946) ist eine Inspiration für mich. Ein wahrer Zeitgenosse der neue Technologien willkommen hieß und entwickelte um in seiner Kunst voranzuschreiten.
Aber am Meisten beeinflusst hat mich wohl meine Mutter. Sie ging mit gutem Beispiel voran und zeigte mir wie man sein Talent in sein Tagewerk verwandelt.
Gibt es etwas ohne das du dein Haus niemals verlassen kannst?
Ja das gibt es, ich kann einfach nicht ohne meinen Zeichenblock. Man weiß nie, wann man die nächste gute Idee hat oder einen dieser „Aha-Momente. Ich habe eigentlich überall einen Zeichenblock liegen, im Auto, auf meinem Nachtisch usw. man weiß ja nie, wann die Inspiration zuschlägt. Ich habe einfach schon zu viele gute Ideen verloren, weil ich sie nicht schnell genug zu Papier gebracht hatte.
Was ist dein wichtigstes Werkzeug, wenn du arbeitest?
Ich würde sagen, dass wichtigste Werkzeug in der Kunst ist die Zeit, aber auch ein klarer Kopf und ein Bleistift. Es ist schon lange her, dass ich einen Pinsel in der Hand hatte. Normalerweise mache ich ein paar Skizzen mit dem Bleistift, weil das oft am Schnellsten geht und übertrage und verfeinere dann das Motiv am PC. Seltener gehe ich auch direkt an den PC, insbesondere die Arbeit an MAC PCs bietet vielfältige Grafikprogramme. Man kann wirklich endlos mit Farben und Kompositionen experimentieren und das ohne großen Aufwand.
Jetzt wissen wir ja schon sehr viel darüber was den Künstler in dir bewegt, aber wie steht es mit dem Privatmann, wie lädst du deine Batterien wieder auf?
Ich spiele wahnsinnig gern mit meinen Kindern oder gehe meinen Hobbies Volleyball und Fussball nach. Ich bin sehr gern sportlich aktiv, aber man trifft mich auch vor dem Fernseher bei meiner liebsten Sitcom oder vor einer albernen Reality Show. Abends schaue ich dann gern einen Film mit meiner Frau.
Was holt dich an einem verregneten Morgen aus dem Bett?
Ich liebe den Regen, es erfrischt alles wie ein neuer Morgen. Dennoch gibt es Tage an denen ich nicht so recht voran komme und es mir schwer fällt mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich setze mich dann hin und denke über die Projekte nach an denen ich derzeit arbeite oder gern arbeiten würde und über kurz oder lang kommt mir dann der Elan von allein. Außerdem können Eltern ja auch nur noch selbst lang schlafen, wenn die Kinder nicht zu Hause wären. Also sind wir alle 6 Frühaufsteher.
Wenn du kein Designer geworden wärst, was denkst du würdest du jetzt machen?
Ich glaube es hätte mich gar nicht allzu weit weg getrieben. Vielleicht wäre ich Architekt geworden. Mein Vater hat 25 Jahre lang auf dem Bau gearbeitet und daher habe ich viel mitgekriegt. Ich bin oftmals enttäuscht von der modernen Architektur im Vergleich zu den ornaten Bauten die man noch vor 100 Jahren baute.
Welche Weisheit würdest du gern an junge Talente weitergeben?
Seid originell, seid leidenschaftlich, seid bescheiden, seid freundlich, seid engagiert und umgebt euch mit Leuten die euch immer wieder herausfordern und unterstützen.
Bei so tollen Designs, hast du bestimmt auch bald sehr viele Fans hier in Deutschland. Auf was dürfen deine Fans sich im kommenden Jahr freuen?
Ich arbeite gerade an einer kleinen Schnittmusterkollektion für Quilts und Wohndekor Projekte. Es sind mittlerweile auch diverse Verlage an mich herangetreten und haben mich gebeten ein Buch zu schreiben und erwäge gerade, mit welchem ich wohl am besten zusammenarbeite. Ich denke, dass das Buch dann 2008 auf den Markt kommen wird. Eine neue Stoffkollektion wird es dann auch erst nächstes Jahr geben, in der Zwischenzeit gibt es ja Aviary, Chestnut Hill und Manzanita.
Joel, ich danke dir auch im Namen unserer Leser herzlich für die Einblicke in dein künstlerisches Schaffen und dein Familienleben und die Inspirationen die du uns lieferst.
Das ist doch selbstverständlich Ina, jederzeit.
Joel's Website findet ihr unter http://www.EclecticModern.com und seine gesamten aktuellen Stoffkollektionen und kommende Produkte sind erhältlich bei:
Quiltzauberei.de
Marschallstr.9
46539 Dinslaken
Tel. 0 20 64/ 82 79 80
http://www.Quiltzauberei.de
Designer Joel Dewberry – Neue Designikone?!
Ein Mann mit frischem Talent und Sinn für die Familie
Von Ina M. Magedanz
Steckbrief:
Name: Joel Dewberry
Geburtsort: Orlando, Florida
Wohnort: Clermont, Florida
Geburtstag: 12. Dezember 1974
Familienstand: Verheiratet
Kinder: 4 Stück: Brendan, Brooke, Kirsten und Carson der Frischling!
Haustiere: Kein wirkliches Haustier, aber wir haben ein handzahmes Eichhörnchen im Garten, dass uns jeden morgen beim Frühstück Gesellschaft leistet.
Hobbies: Alte Möbel restaurieren, mit meinen Kindern spielen und dann natürlich meine Leidenschaft für Volleyball und Fussball.
Lieblingsfilm: Stranger than Fiction / Schräger als Fiktion
Lieblingsbuch: Michelangelo von Irving Stone über das Leben des Michelangelo Buonarroti, Bildhauer, Maler, Dichter, Baumeister und Ingenieur
Lieblingszitat: „Kein Erfolg kann das Versagen in der Familie kompensieren.“ David O. McKay
Heute habe ich mich mit Joel Dewberry, dem neuen Design-Talent bei Westminster Fibers verabredet. Westminster Fibers, die Firma die auch Stoffe unter den Labels Rowan & Free Spirit unter anderem von Amy Butler & Kaffe Fassett verlegt, hat den noch unbekannten Designer gleich für drei diesen Sommer erscheinende Kollektionen unter Vertrag genommen.
Was sich erst später herausstellen würde, ist dass unser Interview unterbrochen werden würde. Niemand hatte damit gerechnet, dass noch während wir sprachen Joel’s Ehefrau das neuste Mitglied der Familie, den kleinen Carson 4 Wochen zu früh auf die Welt bringen würde. So sprang Joel mitten im Interview auf und brachte seine Frau ins Krankenhaus. Dieses Interview ist mitten drin, statt nur dabei. Lernen auch Sie im folgenden Interview den Designer und Familienvater kennen.
Wie hast du deinen Weg als Künstler gefunden? Warst du schon als Kind talentiert oder kam das erst viel später?Ich wuchs als zweitältester von 7 Kinder in einem sehr kreativen Umfeld auf. Meine Mutter, selbst eine bekanntere Künstlerin, unterstützte meinen natürlichen Drang zur Kunst. Aber auch mein Vater ermutigte mich immer wieder mir etwas zu suchen, dass ich mit Leidenschaft verfolgen wollte und es zu meinem Lebensziel/Lebenswerk zu machen.
So lange ich zurück denken kann, war es für mich immer sehr erfüllend künstlerisch tätig zu werden. Der gesamte Ablauf ist dabei für mich sehr aufregend. Man beginnt mit einer leeren Leinwand, bringt seine Motive auf, verwirft diese, feilt Sie aus, dann bringt man das ganze mit einer Injektion Farben erst richtig zum Leben und hofft von etwas Unerwartetem überrascht zu werden. Um mich, meine Persönlichkeit, Wünsche und Vorlieben zum Ausdruck zu bringen ist die Kunst die beste Form dies zu kommunizieren.
Kann ein Quilt einladender sein? Aus Chestnut Hill Patchworkstoffen
Hast du denn eine formelle Ausbildung genossen? Wie ging es von da an weiter?In 2000 machte ich an der Brigham Young University meinen Abschluss der Feinen Künste mit Schwerpunkt des Grafik Designs. Während meiner Zeit dort entwickelte ich eine Faszination für taktile Dinge, ich musste es fühlen können, es musste meinen Tastsinn reizen. Ich wurde sofort magisch angezogen von Typographie und Hochdruck, Buchbinderei und Bildhauerei. Was mich besonders anzog war die Unvergänglichkeit dieser Medien.
Nachdem ich meine Ausbildung abgeschlossen hatte verfolgte ich im Nordwesten der USA erstmal eine Karriere im Bereich Markenentwicklung und Firmenimage. Meine Liebe zum Detail, meine Aufmerksamkeit in der Weiterentwicklung der Designs und der Respekt den ich dabei fundierten, antiquierten Design entgegen brachte machte mich in der Branche schnell bekannt. Nachdem ich Jahre lang in der Markenentwicklung für andere Designer und Firmen tätig war und Motive für den Wohndekor- und Textilbereich entwickelte wurde mir bewusst, dass es mein größtes Ziel sein würde meine Ideen und Designs unter einem eigenen Textillabel zu vermarkten, statt für andere zu Arbeiten. Das Label Joel Dewberry’s Eclectic Modern war im Mai 2007 geboren.
Was war dein erster Erfolgsmoment in puncto Karriere der dich einfach mit Stolz erfüllte? Bei Musikern ist es ja oft das erste Mal als Sie sich im Radio gehört haben, was war es für dich?Meine ganz persönliche Version dieses Augenblickes muss wohl der Moment gewesen sein an dem ich meinen Messestand auf dem International Quilt Market in Salt Lake City [Utah, USA] fertig aufgebaut hatte. Als ich einen Schritt zurück trat überkam mich die Erkenntnis, dass es nun so weit war und ich meinen Traum gerade in diesem Augenblicke zu erfüllen begann. Ich wurde überwältigt von dem was ich sah: Drei umfangreiche Stoffkollektionen und ein ganzer Messestand, der nur dazu diente meine Arbeit der Welt vorzustellen. Ich fühlte mich mit Glück gesegnet, aufgeregt, demütig und überwältigt zugleich. Doch dieser Moment sollte sich noch verlängern, denn als die Messe eröffnet wurde, wurde ich wärmstens Willkommen geheißen und das in einer Branche in der ich noch ein absolut unbekannter Designer war. Ich war überrascht von diesen durchweg positiven, ersten Reaktionen auf meine Arbeit.
Was diese Erfahrung noch weiter bereicherte, war dass ich meinen Traum nur unweit der Universität lebte, welche mich als jungen Designer geprägt und geformt hatte. Es sagt schon viel über den Zyklus des Lebens aus und man merkt, wie alles zusammenhängt und einen großen Kreislauf bildet.
Wann hat es dich denn in die Quiltwelt verschlagen? War es jemals dein Traum Stoffe zu entwerfen oder war es eher ein Nebeneffekt einer Schaffensphase?Ich wünschte ich könnte behaupten ich wäre nach reiflicher Überlegung und durchdachter Planung in der Quiltwelt angekommen, aber um Ehrlich zu sein führte mich eine Mischung aus Schicksal, Glück und der Einfluss einiger wundervoller Menschen hierher.
Vor etwa 8 Jahren machte ich mit meinen Professoren und Kommilitonen einen Ausflug nach Manhatten [New York, USA] und besuchten ein paar außerordentliche Designstudios. Bei den meisten Firmen die wir besuchten handelte es sich um Werbeagenturen und Markenentwicklungsstudios, doch wir besuchten auch eine einzige Firma die aus der Art fiel. Ich kann mich noch lebhaft an diese Textildesignfirma erinnern, welche unglaubliche Polsterstoffe produzierte. Ich weiss noch, dass ich da gar nicht mehr weg wollte, so sehr beeindruckten mich die satten Farben, unterschiedlichsten Texturen und die fesselnden Muster die uns umgaben. Unglücklicherweise habe ich dann nicht gleich einen Weg in der Textilbranche eingeschlagen, aber ich war definitiv stark durch diesen Besuch beeinflusst worden. Als ich mich als Grafikdesigner weiter entwickelte merkte ich schnell, dass ich immer wieder auf schöne, feine Texturen und Motive zurückgriff, die stark an Textildesigns erinnerten.
Vor etwa 5 Jahren hatte ich dann das große Glück eine Freundschaft mit einer beeindruckenden Frau zu machen. Joyce Robertson arbeitet zu der Zeit in einer großen Textilmanufaktur. Über die Jahre entwickelte auch sie sich weiter und strebte nach „Höherem“, so kam es, dass Sie zu Westminster Fibers [Vertrieb auch von Rowan & Free Spirit] wechselte.
Anfang 2006 trafen wir einander dann eher zufällig und Joyce bat mich doch einfach mal einige Design einzureichen. Ich wusste wenig bis gar nichts über die Quiltindustrie oder über Stoffdesign an sich. Ich hatte keine Ahnung, dass diese Firma wohl die beste Wahl für meinen persönlichen Stil von Farbe und Motiven war. Hätte Joyce mich nicht persönlich gebeten doch einfach einmal etwas einzureichen, gäbe es jetzt keine Stoffkollektionen. Ich werde ihr ewig dankbar sein – für diese Möglichkeit, ihre Unterstützung und ihre Freundschaft.
Die Beziehung zu Joyce hat mir wieder einmal bewusst gemacht, wie wichtig Menschen im Leben sind. Sich selbst mit Menschen zu umgeben, die einen respektieren und inspirieren macht das Leben erst lebenswert und eröffnet einem dann, wenn man es am Wenigsten erwartet eine neue Tür.
Es freut mich sehr nun Teil der Quiltwelt zu sein, denn die Kunst des Patchwork & Quiltens ist für mich eine wundervolle Art sein Heim zu gestalten und sich dort wohlzufühlen. Quilts bedeuten für mich eine Erweiterung des Wohndekors die ein Haus erst zu einem richtigen Heim macht.
Auch untereinander harmonieren die Kollektion. (Hier: Chestnut Hill & Manzanita)
Was hat dich zu deinen ersten Stoffkollektion “Aviaryâ€, „Chestnut Hill“ und „Manzanita“ inspiriert? Ich hatte mir gleich zu Anfang zum Ziel gemacht nur Stoffe zu entwerfen, die ich selbst auch gern in meinem Heim verwenden würde. Aviary, Chestnut Hill und Manzanita sind meine Stil sehr treu und reflektieren den Stil, den ich mit meinem eigenen Label Eclectic Modern verfolgen möchte. Mein Fokus liegt dabei auf modernen Stoffen aus frischen, lebendigen Farben und reproinspirierten Motiven. Meine Linie ist dabei eine Balance zwischen Alt und Neu, elegante Formen, hervorstechende Motive und zeitlose Farben um ein anspruchsvolles, einprägsames, dennoch gemütliches Ambiente zu schaffen.
Ich fühle mich sehr geehrt, dass mir das Schicksal die Möglichkeit der Zusammenarbeit mit Westminster Fibers geboten hat. In deren Designerrängen nun mit Größen wie Kaffe Fassett, Amy Butler und Martha Negley zu stehen ist mehr als ich mir hätte erhoffen können. Im Nachhinein, wenn ich aktiv nach dem besten Designhaus für mich und meinen Stil gesucht hätte, hätte ich es nicht besser treffen können.
"Aviary" Quilt von Joel Dewberry
Aviary [engl. Voliere] habe ich den Untertitel „Rückzug in den Garten“ gegeben, weil es für mich das wunderbare Gefühl einfängt, dass für mich synonym mit der Entspannung im Garten ist. Von der Kirschblüte bis hin zum Spatz habe ich versucht die eleganten Formen der Natur auf Stoff zu bringen mit der Luxuriosität die diesen Motiven gebührt.
Zu Chestnut Hill [engl. Kastanienhügel] wurde ich durch eine Reise mit meiner Ehefrau in die italienische Toskana inspiriert. Ich musste einfach die reiche Textur und unglaubliche Schönheit der toskanischen Landschaft einfangen. Die Kastanienmotive, Äste und die Ornamentik sind für mich der ultimative Rückzug zu historischer, zeitloser Schönheit. Meine Frau waren so hingerissen von der Schönheit, Geschichte und Architektur in der Toskana, in Roma, Florenz und Venedig, dass ich mir nichts besseres vorstellen konnte als die Erinnerungen in einer Stoffkollektion einzufangen.
Manzanita wurde benannt nach einem hübschen, immergrünen Strauch. Ich habe in dieser Kollektion urbane, moderne Motive mit verspielten Floralen gemischt. Die ungewöhnliche Farbpalette unterstreicht weiterhin den Fluss zwischen moderner Raffinesse und organischen Mustern.
Ist es nicht ungewöhnlich, dass ein neuer Designer sein Debut gleich mit 3 Kollektionen feiert, wie kam es dazu?
Da hast du sicherlich Recht Ina, es ist wirklich ungewöhnlich gleich 3 Kollektionen auf einmal herauszubringen, insbesondere weil es natürlich auch eine entbehrungsreiche und stressvolle Zeit ist, bis alles steht. Ich habe das wohl meiner Naivität zuzuschreiben, die mich anfangs im Glauben ließ, dass ich das locker schaffen würde. Letztlich hat mich glaube ich nur noch Eifer und die Leidenschaft für meine Designs durch’s Ziel gebracht. In meiner Vorstellung, ohne jemals Erfahrungen im Stoffdesign gemacht zu haben, war es einfach zu verführerisch und aufregend die Möglichkeit zu haben all diese Motive auf Stoff zu bringen. Aber Westminster Fibers ist wohl das größte Risiko eingegangen gleich 3 Kollektionen von einem unbekannten Designer aufzulegen. Ich habe dort letztlich so viele überzeugende Designs eingereicht, dass man sich auch dort nicht mehr entscheiden konnte welche Kollektion man nun nehmen wollte und so nahm man alle drei! Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass die Kollektionen auch bei den Quiltern und Schneiderinnen so viel Anklang findet wie bei den Einkäufern auf dem Quilt Market. Die Zeit wird es uns zeigen, ich denke wir haben schon einen guten Start hingelegt.
Du arbeitest ja fast durchgehend am Tag. Kriegt man das mit Freunden und der Familie eigentlich noch unter einen Hut?
Noch mehr als mein Designerdasein bin ich leidenschaftlicher Vater und Ehemann. Ich bin am Glücklichsten und Erfülltesten, wenn ich mit meiner Familie zusammen bin. Meine Frau ist ein Quell der Inspiration für mich. Sie ist selbst nicht nur eine hervorragende Mutter, sondern auch künstlerisch tätig. Unsere gemeinsamen Interessen haben uns auch beruflich schon oft verbunden. Aber auch meine Kinder inspirieren mich. Es ist wunderbar ihnen dabei zuzuschauen, wie sie ihre eigene Kreativität entwickeln und sich durch ihre Welt forschen und experimentieren. Ich denke alle Eltern können das nachvollziehen. Meine Kinder sorgen jeden Tag dafür, dass ich danach strebe ein besserer Mensch für sie zu sein.
Wo siehst du dich selbst in sagen wir 5 Jahren?
In fünf Jahren mache ich hoffentlich immer noch das gleiche – ich entwerfe Stoffkollektionen. Mit ein bisschen Glück bietet sich mir bis dahin auch die Möglichkeit andere Textilien zu gestalten z.B. für fertiges Wohndekor. Bisher hat mich mein Beruf gelehrt, dass hinter jeder Ecke eine neue Herausforderung lauert. Ich bin schon gespannt was mich dort erwartet.
Gibt es jemanden der dich besonders inspiriert und beeinflusst?
Der ungarische Maler, Designer und Photograph Laszlo Moholy-Nagy (1895-1946) ist eine Inspiration für mich. Ein wahrer Zeitgenosse der neue Technologien willkommen hieß und entwickelte um in seiner Kunst voranzuschreiten.
Aber am Meisten beeinflusst hat mich wohl meine Mutter. Sie ging mit gutem Beispiel voran und zeigte mir wie man sein Talent in sein Tagewerk verwandelt.
Gibt es etwas ohne das du dein Haus niemals verlassen kannst?
Ja das gibt es, ich kann einfach nicht ohne meinen Zeichenblock. Man weiß nie, wann man die nächste gute Idee hat oder einen dieser „Aha-Momente. Ich habe eigentlich überall einen Zeichenblock liegen, im Auto, auf meinem Nachtisch usw. man weiß ja nie, wann die Inspiration zuschlägt. Ich habe einfach schon zu viele gute Ideen verloren, weil ich sie nicht schnell genug zu Papier gebracht hatte.
Was ist dein wichtigstes Werkzeug, wenn du arbeitest?
Ich würde sagen, dass wichtigste Werkzeug in der Kunst ist die Zeit, aber auch ein klarer Kopf und ein Bleistift. Es ist schon lange her, dass ich einen Pinsel in der Hand hatte. Normalerweise mache ich ein paar Skizzen mit dem Bleistift, weil das oft am Schnellsten geht und übertrage und verfeinere dann das Motiv am PC. Seltener gehe ich auch direkt an den PC, insbesondere die Arbeit an MAC PCs bietet vielfältige Grafikprogramme. Man kann wirklich endlos mit Farben und Kompositionen experimentieren und das ohne großen Aufwand.
Jetzt wissen wir ja schon sehr viel darüber was den Künstler in dir bewegt, aber wie steht es mit dem Privatmann, wie lädst du deine Batterien wieder auf?
Ich spiele wahnsinnig gern mit meinen Kindern oder gehe meinen Hobbies Volleyball und Fussball nach. Ich bin sehr gern sportlich aktiv, aber man trifft mich auch vor dem Fernseher bei meiner liebsten Sitcom oder vor einer albernen Reality Show. Abends schaue ich dann gern einen Film mit meiner Frau.
Was holt dich an einem verregneten Morgen aus dem Bett?
Ich liebe den Regen, es erfrischt alles wie ein neuer Morgen. Dennoch gibt es Tage an denen ich nicht so recht voran komme und es mir schwer fällt mich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Ich setze mich dann hin und denke über die Projekte nach an denen ich derzeit arbeite oder gern arbeiten würde und über kurz oder lang kommt mir dann der Elan von allein. Außerdem können Eltern ja auch nur noch selbst lang schlafen, wenn die Kinder nicht zu Hause wären. Also sind wir alle 6 Frühaufsteher.
Wenn du kein Designer geworden wärst, was denkst du würdest du jetzt machen?
Ich glaube es hätte mich gar nicht allzu weit weg getrieben. Vielleicht wäre ich Architekt geworden. Mein Vater hat 25 Jahre lang auf dem Bau gearbeitet und daher habe ich viel mitgekriegt. Ich bin oftmals enttäuscht von der modernen Architektur im Vergleich zu den ornaten Bauten die man noch vor 100 Jahren baute.
Welche Weisheit würdest du gern an junge Talente weitergeben?
Seid originell, seid leidenschaftlich, seid bescheiden, seid freundlich, seid engagiert und umgebt euch mit Leuten die euch immer wieder herausfordern und unterstützen.
Bei so tollen Designs, hast du bestimmt auch bald sehr viele Fans hier in Deutschland. Auf was dürfen deine Fans sich im kommenden Jahr freuen?
Ich arbeite gerade an einer kleinen Schnittmusterkollektion für Quilts und Wohndekor Projekte. Es sind mittlerweile auch diverse Verlage an mich herangetreten und haben mich gebeten ein Buch zu schreiben und erwäge gerade, mit welchem ich wohl am besten zusammenarbeite. Ich denke, dass das Buch dann 2008 auf den Markt kommen wird. Eine neue Stoffkollektion wird es dann auch erst nächstes Jahr geben, in der Zwischenzeit gibt es ja Aviary, Chestnut Hill und Manzanita.
Joel, ich danke dir auch im Namen unserer Leser herzlich für die Einblicke in dein künstlerisches Schaffen und dein Familienleben und die Inspirationen die du uns lieferst.
Das ist doch selbstverständlich Ina, jederzeit.
Joel's Website findet ihr unter http://www.EclecticModern.com und seine gesamten aktuellen Stoffkollektionen und kommende Produkte sind erhältlich bei:
Quiltzauberei.de
Marschallstr.9
46539 Dinslaken
Tel. 0 20 64/ 82 79 80
http://www.Quiltzauberei.de
Oh weh Blut auf dem schönen Stoff - Trick 17
Heute gibt es einen Tipp von Damenschneiderin Cecilia Hanselmann die an dieser Stelle hier auch schon mal ihr Quilterstlingswerk im Quilt-Blog vergestellt hat.
Ein Wahnsinnstipp wie ich finde. Ich kannte diesen Trick auch noch nicht und wollte euch Cecilias Trick 17 nicht vorenthalten.
Was kennt ihr noch für Tipps und Tricks rund um Blut auf dem Stoff? Über weitere Tricks in den Kommentaren würde ich und sicherlich auch die anderen Leser sich freuen!
PS: Das Joel Interview gibt es leider erst morgen... heute ist einfach zu viel los
Ich weiß ja nicht, ob das in Quilterkreisen schon ein alter Hut ist, aber von meiner Lehrcheffin hab ich einen tollen Trick gelernt, wie man beim nähen entstandene Blutflecken herausbekommt pieks-autsch Man nimmt ein langes Stück weißen Faden knüllt es zu einem Klümpchen zusammen, nimmt es in den Mund und kaut darauf herum, dann betupft man damit den Fleck - der Speichel löst das Blut und der Faden saugt es auf, funktioniert aber nur mit dem eigenen Blut und der eigenen Spucke. Bei Seide muss man Acht geben, dass man danach keine Wasserflecken hat, aber bei Baumwolle funktioniert es meist tadellos.
Ein Wahnsinnstipp wie ich finde. Ich kannte diesen Trick auch noch nicht und wollte euch Cecilias Trick 17 nicht vorenthalten.
Was kennt ihr noch für Tipps und Tricks rund um Blut auf dem Stoff? Über weitere Tricks in den Kommentaren würde ich und sicherlich auch die anderen Leser sich freuen!
PS: Das Joel Interview gibt es leider erst morgen... heute ist einfach zu viel los
Posted by Ina Magedanz on 08/08/2007 in Leserbriefe, Materialkunde.
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