Bodenseefestival in Radolfszell April 2007
~ Die kleine beschauliche Stadt Radolfszell am Bodensee zieht alljährlich seine Besucher in Sachen Quilten an, wenn sich die Pforten des Milchwerks öffnen und das Bodenseefestival eröffnet wird.
Ginie Curtze schafft es jedes Jahr aufs neue, Quilterinnen aus ganz Deutschland und der angrenzenden Schweiz für ihr Festival zu begeistern. Dazu lässt sie ihre Verbindungen in der Branche spielen und lädt kleine aber feine Anzahl von Quiltkünstlerinnen ein.
Das Festival 2007 weist 4 Themenschwerpunkte auf: Die Network Quilter, Antike Quilts von Christina Lauchenauer, russische Künstlerin Vera Shcherbakova und der Wettbewerb zum Thema "Verbindungen".
Die Network Quilters: Sue Bachmann, Katharina Clausen, Arlette Schnabl, Randa Stewner, Irene Urban und Pia Welsch. 2002 schlossen sich nach einem Quiltkurs bei Nancy Crow diese sechs modern orientierten Quiterinnen zu den Network Quilters zusammen. Ihre Ziele sind de gegenseitige Unterstüzung in der kreativen Arbeit und die Organisation von Quiltausstellungen. Die Mitglieder der Network Quilters arbeiten in ganz Deutschland und in der Schweiz. Sie stehen im regen Austausch und treffen sich zu Arbeitswochenden um gemeinsam Quilts zu entwerfen, zu nähen, Stoffe zu färben und natürlich gemeinsam Spass zu haben. Ein Schwerpunkt ihrer Arbeiten sind die Umsetzung der Romane Hermann Hesses in Quilts. Die Quilts werden in szenischen textilen Installationen präsentiert und laden den Zuschauer ein, die Romane des Autors Hermann Hesse, an welche die Arbeiten anlehnen, neu zu entdecken.
Beim Festival zeigen sie ihre Werke und präsentieren sich ausserdem auf Designwänden um der Form und Ideegebung eines Quilts und dessen Umsetzung bildlich darzustellen.
Ein äusserst charmanter Teil des Festivals wird von Frau Christina Lauchenauer aus St.Gallen/Schweiz besetzt.
Die von einer unglaublich stark austrahlenden Aura von Ruhe und Gelassenheit umgebenen Frau Lauchenauer führt die Besucher durch ihren Teil der Ausstellung und präsentiert ihre antiken und Reproquilts. Zu jedem Quilt gibt es eine ganz eigene Geschichte und sie nimmt sich die Zeit diese auch in aller Ruhe den staunenden Besuchern zu erzählen.
Vor vielen Jahren kaufte sich Frau Lauchenauer anlässlich eines USA Besuchs in einem washingtoner Museum einen Quilt. Ihren ersten Quilt. Und sie wurde infiziert! Von da an, bemühte sie sich um die vielen alten nicht fertiggestellten Quilts aus den Aussteuerkisten von alten Jungfern, die in den Farmhäusern der Eltern verblieben wenn die nicht verheiratete Frau fortzog. Diese wunderschönen, aber teils stark verschlissenen Arbeiten überarbeitet und restauriert Frau Lauchernauer mit viel Liebe und Muße und bemüht sich immer das ursprüngliche Design des Quilts stehen zu lassen. Aus alten und teils neuen Stoffen kreiert sie aber auch ganz eigene Arbeiten, die den alten Geschwistern aus ihrer Sammlung in keinster Weise nachstehen. Ihre Künste des Handquiltens sind einfach unbeschreiblich. Erfurchtsvoll fragt der Besucher ob er den einen oder anderen Quilt auch von der Rückseite betrachten dürfe, und so fasst Frau Lauchenauer beherzt den Quilt an der Seite und dreht ein Stück davon zur Seite. Wie sie ihre Quilts denn säubere und pflege wurde sie oft gefragt. Dann kommt die etwas erschütternde Antwort: "Ich stecke sie in die Waschmaschine und wasche sie mit Colorwaschmittel und Farbauffangtüchern bei guter Temperatur. Und dann kommen sie in den Schleudergang: höchste Stufe", ein verschmitztes Lächeln ziehrt ihr hübsches von vielen Lachfalten überzogenes Gesicht. Nur schwer kann man sich am Ende der Führung von ihr und ihren Arbeiten losreissen.
"Ich stecke sie in die Waschmaschine und wasche sie mit Colorwaschmittel und Farbauffangtüchern bei guter Temperatur. Und dann kommen sie in den Schleudergang: höchste Stufe"
Aber es gab noch mehr zu sehen. Die russische Künstlerin Vera Shcherbakova aus Moskau präsentiert Quilts der russischen Schule.
Sie sind von einem Glanz geziert, von Perlen, Spitzen und schimmernden Farben in vorwiegend Bordeaux- und Cremetönen dass man sich an die russische Zarin erinnert fühlt. Diese Quilts muss man wirken lassen.
Vor den ausgestellten Arbeiten sitzt Frau Shcherbakova an einer Bernina Nähmaschine und näht Taschen aus hochglänzenden Stoffen mit Spitzen und Bordüren. Auf dem Arbeitstisch liegen daneben noch eine traumhaft schöne Damenjacke die einer Frau einfach schmeicheln muss und witzig gearbeitete Krawatten für den Herrn.
Nur einen winzig kleinen Arbeitsplatz benötigt Martina Hoch. Die aus Singen stammende Goldschmiedin fertigt nicht nur traumhaften Schmuck, sondern auch Schneidwerkzeuge für Quilterinnen. Sie verarbeitet Rollschneiderklingen in Ringen und Anhängern und lässt immer eine kleine Kante der Klinge an einer Stelle im Schmuckstück offen liegen, so dass Fäden immer und überall abgeschnitten werden können. Somit ist die im Flugzeug nicht erlaubte Schere schlechthin überflüssig geworden.
Die Vorboten des Festivals waren auch der Wettbewerb mit dem Thema: Verbindungen.
Hierzu gab es in einem Seitenteil der Halle einen grossen Ausstellungsbereich mit den eingereichten Arbeiten.
Die unterschiedlichsten Vorstellungen der Wettbewerbsteilnehmer zum Thema Verbindungen waren hier in Stoffen umgesetzt. Von einem gemischten Volk vor dem Brandenburger Tor in Berlin, über Afrikanische Quilts bis hin zur modernen Kunst war fast alles vertreten. Eine Jury, vertreten aus Künstern, Designern, Bauingenieuren, Textern, Tanztherapeuten sowie einfach auch Quiltern entschied über die zu verteilenden Preise.
Die Quiltgruppe Radolfszell unter der Leitung von Frau Reining stellte auf der Empore ihre Arbeiten aus.
Auch hier fand jeder etwas für seinen Geschmack, denn die Vielfalt der Arbeiten lies kaum einen Wunsch offen.
Frau Reining bemüht sich nach über 20 Jahren Leitung dieser Quiltgruppe immer wieder neue Ideen und Schwung in die Gruppe ihrer Mitglieder zu bekommen. Bei einem Gespräch mit ihr merkte ich auch wieder, dass quilten einfach verbindet. Es beginnt schon bei der Begrüssung. Quilterinnen weltweit duzen sich und sprechen sich gegenseitig mit dem Vornamen an. Es ist etwas gemeinsames.
Das Thema Verbindungen war zwar Thema des diesjährigen Festivals, aber definitiv auch das Hauptmerkmal der Athmosphäre dieser Veranstaltung,
Ein grosser Dank geht somit auch dieses Jahr an Ginie Curtze und ihr Team, die einen Augenschmaus präsentieren konnten. ~
Weitere Informationen zum diesjährigen und zu zukünftigen Bodenseefestivals findet ihr hier auf der Veranstalterwebsite.
#1 - Anja Says:
2007-05-02 11:31 - (Reply)
danke für den Bericht. Interessant fand ich auch die Bilder von der Goldschmiedin. Habe mich auch gleich mal auf ihrer Seite umgeschaut und jetzt weiss ich auch, was ich mir als nächstes Wünsche. Wäre schön, wenn ihr noch ein Link zu ihrer Seite einfügen könntet.
Gruß
Anja
#1.1 - Angelika 2007-05-02 12:13 - (Reply)
Hallo Anja,
ich muß doof sein, denn ich habe es nicht geschafft, die Seite von Martina Hoch zu finden.... kannst Du die bitte mal kurz bekannt geben?
Danke.
#2 - Angelika Says:
2007-05-02 12:02 - (Reply)
Ach wie dumm, daß ich nicht da war!! Ich habe es nämlich insofern sehr gut, als mein Mann am Bodensee sein Wochendomizil hat. (Wir führen eine dieser berüchtigten Wochenendehen.) Schön, daß man auf diesem Wege dennoch ein paar Bilder zu sehen bekam. Die Idee mit den "schnittigen" Schmuckstücken finde ich übrigens großartig - wenn ich das nächste Mal in singen bin, werde ich wohl mal dort vorbeischauen.
Danke für den schönen Bericht!
#3 - Jutta 2007-05-03 19:22 - (Reply)
Ach, Angelika, wie sagt man so schön, nach dem Festival ist vor dem Festival. Bis dahin können wir uns dann Labels mit dem Aufdruck Inas Quilt-Blog-Fans nähen und anheften und treffen uns dann dort gemeinsam :-):-)
Lieben Gruss,
Jutta
#4 - Liliane 2007-05-07 18:01 - (Reply)
Liebe Jutta,
Ganz herzlich Dank für den tollen Bericht
und die schönen Bilder von der Ausstellung.
Ich war krank und konnte nicht gehen um so schöner ist es doch noch ein wenig diese sicher tolle Ausstellung zu Hause zu geniessen.
Du schreibst einfach Klasse. Danke.
Liebe Grüsse aus der Schwez
Liliane