Einen Seidenquilt zu nähen, das ist ein Unterfangen, das schon für so manche Quilterin in einem Alptraum endete. Was erst so simpel und einfach scheint birgt plötzlich Tücken an die oft garnicht gedacht wurden. Seht den heutigen Artikel als eine Art Projektberatung, lest auf was man sich bei einem Seidenquilt einlässt bevor ihr anfangt und wägt danach ab ob ihr es euch zutraut oder gewinnt vielleicht den ein oder anderen wertvollen Tipp zur Fertigstellung eures Seiden-UFOs. Seide ist immerhin z.T. sehr kostspielig und man sollte das Beste aus der Seide und seiner Handarbeitszeit rausholen.
Fadenlauf & Lichteinfall:
Der schönste Seidenquilt kann häßlich erscheinen, das alles hängt vom Lichteinfall und Standpunkt des Betrachters ab. Daher ist es besonders wichtig hier auf den Fadenlauf zu achten, damit das Ergebnis später nicht enttäuscht. Wirklich unabdingbar ist dieser Schritt im besonderen bei Multitonseiden. Hat man z.B. eine blaue Seide, die schwarze Einwebungen hat, so schimmern diese evtl. extrem durch, wenn der Verlauf horizontal ist, aber garnicht, wenn der Verlauf vertikal eingenäht wird. Die Anschaffung von
richtungsweisenden Stecknadeln lohnt sich bei größeren Projekten hier auf jeden Fall.
Fransen über Fransen....
Insbesondere Dupioni / Wildseide franst an den Rändern aus wie irre. Schon kurz nach dem Zuschnitt mit dem Rollschneider beginnt die Schnittkante sich aufzuribbeln. Wenn ich Seidenquilts nähe, dann achte ich darauf, dass ich das Material noch vor dem Zuschnitt mit dünner Vlieseline (z.B. Freudenberg H180-H220) hinterbügele, so dass die Seide beim Zuschnitt und bei Verarbeiten nicht mehr stark ausfransen kann. Bei Quilts die später häufiger in Gebrauch sein werden (als keine Wandbehänge) umkettle ich die einzelnen Teile nochmals mit einem Zick-Zack Stich rundherum. Sicher ist Sicher! Es gibt auf flüssige Antifransmittel wie z.B. "Fray-Check" und andere Fransenstopper. Obwohl diese super funktionieren und ich diese auch in Gebrauch habe, sollten diese bei Seidenquilts mit Vorsicht verwendet werden. Seide ist anspruchsvoll in der Pflege und kann von dem chemischen Hilfsstoff angegriffen werden.
Nahtzugaben:
Nahtzugaben (NZGs) sollten ruhig großzügiger gewählt werden. So ist es möglich die einzelnen Blöcke erst einmal aneinander zu nähen und später zur Sicherheit nochmal mit einem Zickzack-Stich zu versäubern. Trotz Vlieseline franst der Stoff während der Verarbeitung an den Rändern immernoch leicht nacht... wie gesagt, sicher ist sicher!
Die NZGs sollten gleichmäßig ausgebügelt werden, so fällt A. das Quilten leichter und B. bilden sich später auf der Vorderseite keine Schatten und dicke Quiltknubbel.
Näht man das mit Seidengarn zusammen?
Bei einer Gebrauchsdecke bloss nicht.
Seidengarn ist genauso kostspielig und fragil wie Seidenmeterware. Ein gutes Baumwollgarn ist ausreichend. Rayon und Polyester sind mit Vorsicht zu genießen, da diese je nach Hersteller evtl. nicht ideal gezwirnt sind und so in die empfindliche Seide schneiden. Durch die Reibung entstehen denn winzige Risse in der Seidenfaser, so dass diese sich ebenfalls lösen und ribbeln kann.
Gibt es sonst noch was zu beachten?
Die Arbeit mit Seide bedeutet einen großen Mehraufwand - zeitlich wie auch finanziell. Wer diese Investition scheut sollte besser garnicht erst anfangen, denn ich finde es gibt nichts schlimmeres als ein UFO in dem schöne Seiden vor sich hin altern.
Ist der Quilt erst einmal fertig sollte er mit einem milden Quilt- oder Seidenwaschmittel gewaschen werden (z.B.
Soak. Das erhält den Glanz und umsorgt, die feine, anspruchsvolle Faser. Evtl. lohnt sich bei Gebrauchsquilts auch die Behandlung mit sog.
Fabric Shields als Schutz vor Flecken. Man kann sich das ein wenig wie eine Teflonpfanne vorstellen, statt sich in das Material hereinzuziehen, bleibt der "Schmutz" oben aufliegen und kann so leichter gereinigt werden.
Habt ihr noch weitere Seidentipps? Im Anschluss könnt ihr diese unter den Kommentaren hinterlassen. Ich würde mich freuen und die anderen Quilt-Blog Leser sicherlich auch.
Es grüßt,
Eure Ina
PS: Noch wichtig zu wissen... Hunde haben absolut keinen Respekt für Seide.
Die Latschen einfach ins Photo und legen sich auf den Quilt bis man fertig ist mit Photographieren.