Interview mit Anna Maria Horner - Stoffdesignerin von Chocolate Lollipop
Mit intensiven Farben, viel Verspieltheit und frischem Talent bahnt sich Jungdesignerin Anna Maria Horner ihren Weg!
von Ina M. Magedanz
Erschienen im Patchwork Professional Magazin 03/2007! Ein tolles Heft!
Geburtsort: Chicago, Illinois
Wohnort: Nashville, Tennessee
Geburtstag: 31. Juli 1972
Familienstand: Verheiratet mit Jeffrey Horner
Kinder: 5 Stück!
Juliana (15) Nicolas (9) Joseph (7) Isabela (5) und die kleine Eleni (3)
Haustiere: King Leo der königliche Labrador
Hobbies: Hobbygärtnerin, Kochen, Filme aus aller Welt, Flohmarktbesuche & schlafen!
Lieblingsfilm: Das ist eine wirklich schwere Entscheidung… vor kurzem habe ich einen tollen chinesichen Film namens Electric Shadows gesehen.
Lieblingsbuch: Es gibt so viele gute Bücher. Ich habe gerade Schloss aus Glas von Jeanette Walls ausgelesen, ein unglaubliches Buch!
Lieblingszitat: Ich hab kein Lieblingszitat, dass dürft ihr gern zitieren.
Seit einiger Zeit Pflege ich nun schon Kontakt zur Jungdesignerin Anna Maria Horner. Eine quirlige, lebhafte Frau, die die Doppelbelastung von Großfamilie und Karriere nicht scheut um ihre Träume zu verwirklichen. In der Zeit in der wir uns kennen hat sie mich und die Designwelt immer wieder mit neuen Designs, Konzepten, viel Elan und Charme verzaubert. Dieses Interview gibt Einblick in das was die Frau, Künstlerin und Mutter Anna Maria Horner bewegt. Vielleicht schließt bald auch der ein oder andere Leser sie ins Herz.
Hallo Anna, vielen Dank, dass du trotz deines engen Terminkalenders Zeit für uns gefunden hast. Magst du uns zu Beginn erzählen, wie du deinen Weg in die Kunst gefunden?
Meine ersten Berührungen mit der Kunst waren während meiner Kindheit. Mein Vater malte sehr gern Ölbilder. Meine Mutter und Großmütter inspirierten mich durch alles was sie für unser Heim schufen ob Wohndekor oder Kleidung für uns Kinder. Sie lehrten mich früh stricken und häkeln.
War es schon immer dein Traum als freischaffende Künstlerin zu arbeiten?
Das einzige was mich schon als Kind interessierte war Sachen zu basteln und zu bauen. Ich habe Stunden über Stunden damit verbracht winzige, hangenähte Barbiekleider zu fertigen, Miniaturquilts zu nähen. Ich habe gern gemalt und gezeichnet. Solange wie meine Hände damit beschäftigt waren irgend etwas zu schaffen war ich glücklich. Irgendwann begann ich dann meiner Mutter beim Nähen zur Hand zu gehen, bis ich dann selbst mit 7 oder 8 mit meinem ersten Projekt an der Nähmaschine saß. Sie musste mich nicht fragen oder ermutigen, ich wollte es von ganz allein und nähte einfach los. Sie musste jedoch das ein oder andere Mal eine Nähmaschinennadel aus meiner Handziehen. Meine Mutter war so unglaublich geduldig mit mir und ermöglichte mir meine eigenen Erfahrungen zu machen, bis ich schließlich schnittmusterfrei nach meinen eigenen Zeichnungen nähte.
Hast du noch eine formelle Ausbildung genossen oder war das künstlerische Talent einfach “in deinen Genen�Ich denke es war eine Mischung aus beidem. Ich studierte jedoch auch an der University of Tennessee, bis ich dann mit einem Diplom der feinen Künste mit Schwerpunkt des Zeichnens suma cum laude abschloss. Ohne diese Kenntnisse käme ich nie weiter und Zeichnungen sind der Usprung all meiner Designs!
Was war dein erster Erfolgsmoment in punkto Karriere der dich einfach mit Stolz erfüllte? Der Moment an dem dir klar wurde „wow“ ich lebe meinen Traum?
Während Jeff und ich studierten und versuchten unser erstes Kind großzuziehen kellnerte ich nebenher und schneiderte ebenfalls Kleider um uns über Wasser zu halten. Meine Kleider wurden super beliebt und verkauften sich sehr gut in einer Boutique in der Nähe der Uni. Ich kann dieses Gefühl, das ich damals empfand, garnicht in Worte fassen. Jedes Mal, wenn ich vorbei fuhr um zu fragen ob schon jemand Interesse an meinen Kleidern gezeigt hatte, waren diese schon verkauft. Ich brachte teilweise vor der Vorlesung 12 Kleider hin und am nächsten Morgen waren diese bereits weg. Es war einfach unglaublich! Nicht nur wollte jemand etwas anziehen, dass ich erträumt, entworfen und genäht hatte, jemand bezahlte sogar dafür eines meiner Stücke zu besitzen und teilweise gab es sogar Wartelisten! Damals war ich erst in den Anfängen und ein Armateur auf der Designbildfläche, aber ich war mit Stolz erfüllt und fühlte mich wie ein Profi!
Aber es gab wirklich viele besondere Haltestellen auf dem Weg in eine richtige Designkarriere. Ich werde nie die erste Ausstellung meiner Werke in einer Galerie vergessen, oder als ich noch während ich zur Uni ging mein erstes Bild für mehr als $2000 verkaufte. Ich erinnere mich auch noch sehr gut an Eröffnung meiner Boutique „Handmaiden“, wo ich meine selbstgenähte und –entworfene Mode & Accessoires verkaufte oder das unglaubliche Gefühl, als ich meine Designs das erste Mal auf Tellern, Tischdecken, Servietten und Wohndekor sah. Im Augenblick bin ich immer wieder davon beeindruckt was Leute aus meinen Stoffdesigns schaffen. Es erfüllt mich wirklich mit großer Freude im Internet auf Genähtes aus meinen Stoffen zu treffen.
War es jemals dein Traum Stoffe zu entwerfen oder war es eher ein Nebeneffekt einer Schaffensphase?
Ich habe ja damals, etwa 5 Jahre lang, mein eigenes Modelabel „Handmaiden“ geführt, Kleidung entworfen und gefertigt, so dass ich natürlich immer sehr an Stoffen interessiert war. Ich hatte immer ziemlich genaue Vorstellungen was für Stoffe ich suchte und konnte oftmals nicht das Richtige finden. Außerdem lasse ich gerne Stoffe in meine Gemälde einfließen. Wenn ich nicht gerade Stoffe direkt auf meine Leinwand aufbrachte, dann füllte ich leere Flächen und Hintergründe mit detaillierten, stoffähnlichen Mustern. Durch mein Studium wusste ich also schon wie man Stoffe entwarf, aber es war nie etwas, nach dem ich so wirklich strebte. Nachdem ich mich vom Modedesign immer weiter entfernte begann ich Muster und Motive für Hersteller von Tischdecken und Geschenkartikeln zu entwerfen. Während ich dann in New York City auf meiner ersten großen Messe ausstellte um neue Klienten zu gewinnen kam Donna Wilder von Free Spirit auf mich zu.
Was hat dich zu deiner neusten Kollektion “Chocolate Lollipop†inspiriert?
Nachdem ich meine erste Stoffkollektion „Bohemianâ€, welche in sich sehr bunt war, auf den Markt gebracht hatte, wollte ich mich bei meiner zweiten Kollektion noch mehr auf Farbfamilien und ausgefallene Motivvielfalt konzentrieren. Als ich „Chocolate Lollipop“ entworfen habe, habe ich mich stark an Süßigkeiten als Inspirationsquelle orientiert. Aber nicht nur die Süßigkeiten an sich haben den Designprozess geprägt, sondern auch die vielen Erinnerungen an Süßwarengeschäfte aus meiner Kindheit. Die überwältigende Vielfalt dort für ein Kind und das unglaubliche Spiel von Farben und Formen. Die Farben von „Chocolate Lollipop“ sind modern, dennoch haben die Motive einen leichten Retroflair. Bei der Namensgebung hatte meine Tochter Isabela schließlich das letzte Wort und sorgte dafür, dass ich den Namen der Kollektion und einige der Farben in der Palette änderte, denn Sie liebt Schokolade mehr als jedes Weingummi. Ich wollte mit den Mustern und Farben die Schönheit von edlen Pralinenschachteln auffangen genauso, wie die zufälligen Motive von Schokoladensprenkeln auf Eiscreme. Ich wollte der Kollektion ein junges und frisches, raffiniertes und anspruchsvolles Gesicht geben, dass junge Näherinnen anregt und modebewusste Schneiderinnen verzaubert.
Du arbeitest ja immernoch, wenn ich richtig informiert bin, im Bereich des Wohndekordesigns und hast unter anderem deine eigene Serviettenkollektion & Porzellankollektion?
Als ich damals mit Produktdesign anfing versuchte ich eher mit kleinen Projekten einzusteigen. Ich entwarf Servietten, Grußkarten, Geschenkpapier, Pappteller etc. Ich denke immernoch gern zurück an diese Anfänge, mittlerweile freu ich mich darüber, dass aus meinen Entwürfen nun auch Teppiche, Kissen, Tischdeko und vieles mehr gefertigt wird. Ich schätze mich glücklich, dass ich mittlerweile eine feste Gruppe Klienten haben, denen ich meine Ideen vorstellen kann, ob Sie diese mögen oder nicht. Wenn es dem einen nicht gefällt, dann mag es der andere. Ein Design zu entwickeln, es dann mit einem Produkt zusammenzubringen und es später im Laden stehen zu sehen ist immer wieder eine tolle Erfahrung
Mit so vielen Kindern muss es schwer sein die Balance zwischen Familie und Karriere zu halten. Viele Frauen heutzutage fühlen sich gezwungen zwischen dem einen und dem anderen zu entscheiden, wie schaffst du den Spagat?
Ein bischen hier und ein bischen dort und kein freier Augenblick dazwischen – so mache ich es. Es ist mehr als eine Vollzeitstelle, ach was sage ich oft auch wie zwei oder drei Vollzeitstellen. Meine Klienten wissen, dass es schon mal sein kann, dass die Kinder während eines Geschäftstelefonates im Hintergrund raufen und schreien. Aber bisher haben es alle mit Humor genommen. Die meisten Klienten mit denen ich zusammenarbeite sitzen den ganzen Tag in ihrem Büro und finden es sogar süß mit einem Telefont mitten im Familienleben zu stehen. Genauso verstehen meine Kinder, dass ich mich mit Ihnen unterhalten kann, während meine Augen auf den Computerbildschirm, den Zeichentisch oder auf die Nähmaschine gerichtet sind. Ich habe mein Atelier daheim eingrichtet, so dass sie neben mir am großen Designtisch sitzen und malen, um mich herum spielen oder auf dem Bett im Atelier einen Mittagsschlaf halten während ich arbeite. Es gibt keine verschlossene Tür, meine Kinder sind immer willkommen und ihre Mutter ist immer da, wenn sie gebraucht wird. Mein Ehemann Jeff versteht die Ansprüche die meine Karriere an unseren Alltag stellt sehr gut und geht mir zur Hand. Er ist ein wundervoller Vater und wir beide wollen das Selbe für unsere Familie, so dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen. So ein Ehemann ist ein großes Geschenk.
Du arbeitest ja fast durchgehend am Tag. Kriegt man das mit Freunden und der Familie eigentlich noch unter einen Hut? Mit wem? Wer? Was? Freunde? Ich scherze nur, es war ein hektisches Jahr. Selbst wenn ich nicht arbeiten würde, hält einen so eine große Familie auf Trab. Ich lade wahnsinnig gern Freunde ein. Es gibt gute Freunde, die kenne ich schon seit Jahrzehnten, die wohnen hier ganz in der Nähe, so dass man sich hier und da mal kurz daheim besuchen kann oder wie treffen uns zum Mittagessen hier in Nashville auf einen kurzen Plausch. Außerdem lassen sich Beruf und Freizeit nicht wirklich trennen.
Als ich für meine beste Freundin Julie eine Verlobungsfeier ausgrichtet habe, war plötzlich die Inspiration für meine nächste Stoffkollektion da, einfach so wie im Fingerschnipsen. Das Farbspiel der Tischdecken und der Dekorationen mit Früchten und Blumen, die Kerzen die im Garten verteilt waren, die Musik von der Veranda, die Muster der Kleider die tanzten, die verschiedenen Persönlichkeiten der Gäste, die Romantik die in der Luft lag an diesem heißen Sommertag ließen mir einfach keine Ruhe, bis ich mich trotz der organisatorischen Strapazen direkt nach der Feier hinsetze und meine ersten Skizzen und Farbpalletten anfertigte um diese Abend einzufangen bevor er mir entschwinden konnte.
Du führst ja einen Blog, eine Art Online-Tagebuch, dort machst du ab und an Anmerkungen, dass du an einem Buch arbeitest, gibt es da mittlerweile schon etwas handfestes, dass du mit uns teilen kannst? Ja, da hast du recht, ich arbeite im Moment an einem Buch. Du hast ja gemerkt, wie beschäftigt ich in letzter Zeit war und dass ich mir für unser Interview erst mal ein wenig Zeit freischaufeln musste. Das Buch ist ein anstrengendes, aber auch aufregendes, Unterfangen. Ich denke es wird im April / Mai 2008 durch den Druck und in der Auslieferung sein.
Gibt es schon einen Titel, darfst du uns verraten, was uns erwartet oder bist du da vertraglich zu Schweigen verpflichtet?
Das Buch wird Not Your Mama's Sewing heißen und wird ein recht vielseitiges, kleines Handbuch für Näherinnen sein. Ich versuche es sehr sachkundig und dennoch locker zu gestalten. Ich war niemals Perfektionistin, aber ich wollte immer alles so gut wie möglich, so clever und schnell wie möglich machen. Ich hoffe, dass ich einige Tipps weitergeben kann. Das Buch wird etwa 24 Projekte rund um das Haus, modische Accessoires, Geschenke, Patchwork und Wohndekor umfassen. Manche sind abgewandelte Klassiker, andere sind völlig neue ungewöhnliche Konzepte, die ich noch nirgendwo gesehen habe. Daher kann ich auch nicht zu viel verraten. Man muss sich vor Spionage schützen, die Konkurrenz schläft nicht.
Das verstehe ich sehr gut. Du hast in unserem letzten Chat erwähnt, dass du ebenfalls eine Schnittmusterkollektion herausbringen willst. Amy Butler’s Schnittmusterkollektion findet ja auch immer reißenderen Anklang! Verrätst du uns, wann deine Fans mit AM Designs rechnen können?
Wenn du mich auf dem Spring Quilt Market 2008 besuchst, wird es einige Überraschungen geben. Zu Anfang werde ich eine handvoll Designs rausbringen, an denen ich nun schon seit einiger Zeit feile. Da ich ja jahrelang in der Modebranche tätig war bringt mich das ein bischen zurück zu den Anfängen. Es freut mich mit anderen die Inspiration zu teilen und dann zu sehen, was diese daraus machen, wie diese den gleichen Schnitt interpretieren. Ich finde, dass ist unter kreativen Köpfen sehr wichtig und macht eine Gemeinschaft aus.
Wo siehst du dich selbst in sagen wir 5 Jahren?
Wow, fünf Jahre waren einmal eine lange Zeit und mittlerweile scheinen die Jahre nur so an mir vorbei zu fliegen. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass ich in fünf Jahren immernoch genau das Gleiche mache - Vielleicht mit ein bischen Unterstützung in einem großen Atelier für das ich unseren Dachboden ausbauen möchte. Von dort aus könnte ich den ganzen Garten überblicken, wenn ich arbeite. Ich hoffe, dann sind Leute immernoch fasziniert genug von meiner Arbeit um mit mir Interviews zu führen.
Gibt es jemanden der dich besonders inspiriert? Eine andere Künstlerin, ein Musiker?
Mein Vater inspirierte mich durch sein Hobby zur Malerei. Ich fühlte mich als Kind schon immer angezogen von einem großen Buch meiner Eltern, dass Gemälde von Picasso, Matisse, Pissaro, Monet, Kandinsky etc. zeigte. Ich sammle leidenschaftlich Bücher über meine Lieblingskünstlerinnen Georgia O'Keefe und Frida Kahlo. Aber für mich gibt es keinen bestimmten Favoriten. Mich inspiriert ein Straßenkünstler in New York City genauso wie ein Maler der hunderte von Jahren vor mir lebte oder meine eigenen Kinder. Es ist wie ein großer gemischter Salat aus jeder Menge Einflüsse der meinen künstlerischen Appetit füttert und mich ins Studio zieht.
Gibt es etwas ohne das du dein Haus niemals verlassen kannst?
Ich sag’s dir – Einen Plan! Mein durchschnittlicher Tag ist gefüllt mit einer unüberschaubaren Welle an Aufgaben, da kann man kaum eine unverplante Minute vergeuden damit alles funktioniert.
Welche Person hat dich mehr beeinflusst als Andere?
Meine Kunstlehrerin in der Highschool war die Erste, die bestätigte, dass ich mehr als nur “ok†war was mein künstlerisches Talent anging. Sie verlangte deshalb immer mehr von mir als von ihren anderen Schülern. Sie machte mir klar, dass es meine Aufgabe sei diese Gabe in Ehren zu halten und weiterzuentwickeln. Ich denke heute noch oft an ihre Worte und meine Verantwortung gegenüber meiner Kunst, meiner Lehrerin, meine Familie und mir.
Was ist dein wichtigstes Werkzeug, wenn du arbeitest?
Das kommt immer auf das Farbmedium an mit dem ich arbeite. Farbe ist immer das wichtigste Element, egal ob ich mit Malfarben, Kreiden, Stoffen oder Farbdateien am Computer arbeite. Den richtigen Farbton zu treffen ist mir sehr wichtig! [Anna schaut ernst]
Welches Schaffensmedium ist dein Liebstes?
Ich liebe es zu zeichnen. I kann nicht ohne Nähen. Ich komme zwei Tage ohne feste Nahrung aus, wenn ich mich in einem Quilt oder anderem Nähprojekt verliere. Aber meine Lieblingstechnik variiert mit Aufmerksamkeit / Müdigkeit. Ich kann im Halbschlaf noch applizieren aber ich muss hellwach beim Malen sein. Obwohl ich gern meinen Designprozess am Computer fertigstelle ist es wahrscheinlich mein ungeliebtestes Werkzeug. Man ist eingeschränkter.
Wie entspannst du und lädst deine Batterien wieder auf?
Meine Entspannung beginnt bereits am frühen morgen, wenn ich im Schlafanzug mit meinem Mann auf der Veranda sitze und wir eine Tasse Kaffee zusammen trinken. Wir sprechen normalerweise unsere Tagesabläufe miteinander durch und das hilft uns zu entspannen und uns auf das Wichtige für den Tag zu konzentrieren. Es ist schwer zu merken, wenn man Zeit zum Relaxen hat, wenn man daheim arbeitet. Man hat ja nie einen klar abgegrenzten Feierabend. Ich mag ein gutes Glas Wein, wenn ich das Abendessen für die Familie zubereite, mich mit der Familie während des Abendessens auszutauschen. Komischerweise finde ich es entspannend im Garten zu arbeiten und Unkraut zu ziehen. [Anna lacht und rollt leicht mit den Augen]
Was holt dich an einem verregneten Morgen aus dem Bett?
Ich liebe verregnete Morgen! Ich habe meistens eines der Kinder an der Back kleben, bevor ich entscheiden kann, wann die beste Zeit zum Aufstehen ist. Es ist selten mein Entschluss aufzustehen. Unter der Woche habe ich genug damit zu tun meine Familie glücklich zu machen, so dass ich jede Minute nutzen muss, damit noch Zeit für meine Arbeit im Atelier bleibt.
Wenn du keine Designerin geworden wärst, was denkst du würdest du jetzt machen?
Ich wär Malerin, aber eher im Privaten und würde viel Zeit in Gärten verbringen. Das ist eine wirklich schwere Frage, weil für mich eigentlich nie etwas anderes in Frage kam. Ich wäre definitiv selbstständig. Ich bin zwar gern unter Menschen, aber ich mache am Liebsten mein eigenes Ding und bin unabhängig, wenn ich arbeite.
Dein Alltag hat dich ja ganz schön eingespannt, hast du auch einen flotten Spruch auf deinem Autoaufkleber? Es gibt ja immer öfter diese Aufkleber auf denen steht „Ich würde jetzt lieber...“ ?
Ich würde jetzt lieber was anderes machen als durch die Gegend fahren!
Wie sieht es bei dir zu Hause aus? Hast du jeden Raum nach einem Thema dekoriert, ist alles sehr bunt oder versuchst du es ruhig zu halten um dich nicht abzulenken?
Oh Gott, das Haus ist definitiv irgendwo unter meinem Dekor versteckt. [Anna lacht] Ich habe dazu noch angefangen Werke von anderen Künstlern zu sammeln. Es ist sehr bunt bei uns daheim, aber ich versuche das ganze nicht zu überwältigend werden zu lassen indem ich die Wände simpel halte. Letztes Jahr haben wir unsere Küche renoviert und wann auch immer ich etwas auswählen sollte entschied ich mich für eine Farbe. Ich wollte unbedingt die türkisen Fliesen, den roten Herd und die gelbe Ecke. Ich musste mir selbst die ein oder andere Farbe gönnen, aber habe wirklich versucht mich auf Schwarz und Crème zu beschränken. Letztlich konnte ich nicht mal bie den neutralen Farben nur eine Nuance auswählen. Mir wird einfach zu schnell langweillig!
Viele Frauen haben ein Faible für Schuhe, Accessoires oder Handtaschen. Was ist deine typisch weibliche Sammelleidenschaft?
Auf jeden fall Strickwaren. Ich habe eine ganze Truhe voll Benetton Pullis aus den 80ern von denen ich mich einfach nicht trennen kann. Mir ist egal was für Strickpullis, ob mit langen oder kurzen Armen, zum Knöpfen, mit Kaputze oder aus dicker Wolle. I habe beschlossen, dass ich endlich Stricken lernen sollte und lerne es immernoch. Aber es ist wirklich viel teurer als einen Strickpulli zu kaufen.
Welche Weisheit würdest du gern an junge Talente weitergeben?
Tu das was du liebst! Ich habe diese selben Worte oft auf meinem Weg gelesen und mir immer gedacht „okay, aber wen interessiert das“. Die Zeit hat mich gelehrt, dass es stimmt. Auch wenn es aus finanzieller Sicht vielleicht nicht hinhaut, solange man daran arbeitet etwas neues in seinem Bereich zu schaffen, wird es jemand bemerken. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten sich bekannter zu machen, die es damals als ich von der Uni kam noch nicht gab. Es gibt keinen Grund es nicht zu versuchen. Mein Rat ist, tu was du tun musst um in der Welt zu überleben, aber tue auch, was du möchtest um selbst zu leben.
Unter http://www.annamariahorner.com könnt ihr Anna besuchen. Wer nun ganz hin und weg ist, kann Anna’s Stoffkollektionen und zukünftig auch Ihr neues Buch und Schnittmuster in Deutschland beziehen über:
Quiltzauberei.de
Marschallstr. 9
46539 Dinslaken
Tel. 0 20 64 / 82 79 80
http://www.Quiltzauberei.de
PS: Schaut am Montag, den 20. August 2007 unbedingt vorbei! Denn dann verfasst Anna hier exklusiv einen Gastartikel mit Tipps und Tricks direkt aus dem Studio der Designerin!
PPS: Das Joel Dewberry Interview gibt es dann morgen!
von Ina M. Magedanz
Erschienen im Patchwork Professional Magazin 03/2007! Ein tolles Heft!
Steckbrief:
Full Name: Anna Maria HornerGeburtsort: Chicago, Illinois
Wohnort: Nashville, Tennessee
Geburtstag: 31. Juli 1972
Familienstand: Verheiratet mit Jeffrey Horner
Kinder: 5 Stück!
Juliana (15) Nicolas (9) Joseph (7) Isabela (5) und die kleine Eleni (3)
Haustiere: King Leo der königliche Labrador
Hobbies: Hobbygärtnerin, Kochen, Filme aus aller Welt, Flohmarktbesuche & schlafen!
Lieblingsfilm: Das ist eine wirklich schwere Entscheidung… vor kurzem habe ich einen tollen chinesichen Film namens Electric Shadows gesehen.
Lieblingsbuch: Es gibt so viele gute Bücher. Ich habe gerade Schloss aus Glas von Jeanette Walls ausgelesen, ein unglaubliches Buch!
Lieblingszitat: Ich hab kein Lieblingszitat, dass dürft ihr gern zitieren.
Seit einiger Zeit Pflege ich nun schon Kontakt zur Jungdesignerin Anna Maria Horner. Eine quirlige, lebhafte Frau, die die Doppelbelastung von Großfamilie und Karriere nicht scheut um ihre Träume zu verwirklichen. In der Zeit in der wir uns kennen hat sie mich und die Designwelt immer wieder mit neuen Designs, Konzepten, viel Elan und Charme verzaubert. Dieses Interview gibt Einblick in das was die Frau, Künstlerin und Mutter Anna Maria Horner bewegt. Vielleicht schließt bald auch der ein oder andere Leser sie ins Herz.
Hallo Anna, vielen Dank, dass du trotz deines engen Terminkalenders Zeit für uns gefunden hast. Magst du uns zu Beginn erzählen, wie du deinen Weg in die Kunst gefunden?
Meine ersten Berührungen mit der Kunst waren während meiner Kindheit. Mein Vater malte sehr gern Ölbilder. Meine Mutter und Großmütter inspirierten mich durch alles was sie für unser Heim schufen ob Wohndekor oder Kleidung für uns Kinder. Sie lehrten mich früh stricken und häkeln.
War es schon immer dein Traum als freischaffende Künstlerin zu arbeiten?
Das einzige was mich schon als Kind interessierte war Sachen zu basteln und zu bauen. Ich habe Stunden über Stunden damit verbracht winzige, hangenähte Barbiekleider zu fertigen, Miniaturquilts zu nähen. Ich habe gern gemalt und gezeichnet. Solange wie meine Hände damit beschäftigt waren irgend etwas zu schaffen war ich glücklich. Irgendwann begann ich dann meiner Mutter beim Nähen zur Hand zu gehen, bis ich dann selbst mit 7 oder 8 mit meinem ersten Projekt an der Nähmaschine saß. Sie musste mich nicht fragen oder ermutigen, ich wollte es von ganz allein und nähte einfach los. Sie musste jedoch das ein oder andere Mal eine Nähmaschinennadel aus meiner Handziehen. Meine Mutter war so unglaublich geduldig mit mir und ermöglichte mir meine eigenen Erfahrungen zu machen, bis ich schließlich schnittmusterfrei nach meinen eigenen Zeichnungen nähte.
Hast du noch eine formelle Ausbildung genossen oder war das künstlerische Talent einfach “in deinen Genen�Ich denke es war eine Mischung aus beidem. Ich studierte jedoch auch an der University of Tennessee, bis ich dann mit einem Diplom der feinen Künste mit Schwerpunkt des Zeichnens suma cum laude abschloss. Ohne diese Kenntnisse käme ich nie weiter und Zeichnungen sind der Usprung all meiner Designs!
Was war dein erster Erfolgsmoment in punkto Karriere der dich einfach mit Stolz erfüllte? Der Moment an dem dir klar wurde „wow“ ich lebe meinen Traum?
Während Jeff und ich studierten und versuchten unser erstes Kind großzuziehen kellnerte ich nebenher und schneiderte ebenfalls Kleider um uns über Wasser zu halten. Meine Kleider wurden super beliebt und verkauften sich sehr gut in einer Boutique in der Nähe der Uni. Ich kann dieses Gefühl, das ich damals empfand, garnicht in Worte fassen. Jedes Mal, wenn ich vorbei fuhr um zu fragen ob schon jemand Interesse an meinen Kleidern gezeigt hatte, waren diese schon verkauft. Ich brachte teilweise vor der Vorlesung 12 Kleider hin und am nächsten Morgen waren diese bereits weg. Es war einfach unglaublich! Nicht nur wollte jemand etwas anziehen, dass ich erträumt, entworfen und genäht hatte, jemand bezahlte sogar dafür eines meiner Stücke zu besitzen und teilweise gab es sogar Wartelisten! Damals war ich erst in den Anfängen und ein Armateur auf der Designbildfläche, aber ich war mit Stolz erfüllt und fühlte mich wie ein Profi!
Aber es gab wirklich viele besondere Haltestellen auf dem Weg in eine richtige Designkarriere. Ich werde nie die erste Ausstellung meiner Werke in einer Galerie vergessen, oder als ich noch während ich zur Uni ging mein erstes Bild für mehr als $2000 verkaufte. Ich erinnere mich auch noch sehr gut an Eröffnung meiner Boutique „Handmaiden“, wo ich meine selbstgenähte und –entworfene Mode & Accessoires verkaufte oder das unglaubliche Gefühl, als ich meine Designs das erste Mal auf Tellern, Tischdecken, Servietten und Wohndekor sah. Im Augenblick bin ich immer wieder davon beeindruckt was Leute aus meinen Stoffdesigns schaffen. Es erfüllt mich wirklich mit großer Freude im Internet auf Genähtes aus meinen Stoffen zu treffen.
War es jemals dein Traum Stoffe zu entwerfen oder war es eher ein Nebeneffekt einer Schaffensphase?
Ich habe ja damals, etwa 5 Jahre lang, mein eigenes Modelabel „Handmaiden“ geführt, Kleidung entworfen und gefertigt, so dass ich natürlich immer sehr an Stoffen interessiert war. Ich hatte immer ziemlich genaue Vorstellungen was für Stoffe ich suchte und konnte oftmals nicht das Richtige finden. Außerdem lasse ich gerne Stoffe in meine Gemälde einfließen. Wenn ich nicht gerade Stoffe direkt auf meine Leinwand aufbrachte, dann füllte ich leere Flächen und Hintergründe mit detaillierten, stoffähnlichen Mustern. Durch mein Studium wusste ich also schon wie man Stoffe entwarf, aber es war nie etwas, nach dem ich so wirklich strebte. Nachdem ich mich vom Modedesign immer weiter entfernte begann ich Muster und Motive für Hersteller von Tischdecken und Geschenkartikeln zu entwerfen. Während ich dann in New York City auf meiner ersten großen Messe ausstellte um neue Klienten zu gewinnen kam Donna Wilder von Free Spirit auf mich zu.
Anna's jüngste Tochter Eleni (3) mit einem Kleid, dass Anna für Ihren Geburtstag aus Chocolate Lollipop genäht hat. Da merkt man den Hintergrund im Modedesign!
Was hat dich zu deiner neusten Kollektion “Chocolate Lollipop†inspiriert?
Nachdem ich meine erste Stoffkollektion „Bohemianâ€, welche in sich sehr bunt war, auf den Markt gebracht hatte, wollte ich mich bei meiner zweiten Kollektion noch mehr auf Farbfamilien und ausgefallene Motivvielfalt konzentrieren. Als ich „Chocolate Lollipop“ entworfen habe, habe ich mich stark an Süßigkeiten als Inspirationsquelle orientiert. Aber nicht nur die Süßigkeiten an sich haben den Designprozess geprägt, sondern auch die vielen Erinnerungen an Süßwarengeschäfte aus meiner Kindheit. Die überwältigende Vielfalt dort für ein Kind und das unglaubliche Spiel von Farben und Formen. Die Farben von „Chocolate Lollipop“ sind modern, dennoch haben die Motive einen leichten Retroflair. Bei der Namensgebung hatte meine Tochter Isabela schließlich das letzte Wort und sorgte dafür, dass ich den Namen der Kollektion und einige der Farben in der Palette änderte, denn Sie liebt Schokolade mehr als jedes Weingummi. Ich wollte mit den Mustern und Farben die Schönheit von edlen Pralinenschachteln auffangen genauso, wie die zufälligen Motive von Schokoladensprenkeln auf Eiscreme. Ich wollte der Kollektion ein junges und frisches, raffiniertes und anspruchsvolles Gesicht geben, dass junge Näherinnen anregt und modebewusste Schneiderinnen verzaubert.
Anna's Chocolate Lollipop Quilt - nicht nur die Stoffe tragen den Namen, das Muster besteht aus richtigen Lutschern!!!
Du arbeitest ja immernoch, wenn ich richtig informiert bin, im Bereich des Wohndekordesigns und hast unter anderem deine eigene Serviettenkollektion & Porzellankollektion?
Als ich damals mit Produktdesign anfing versuchte ich eher mit kleinen Projekten einzusteigen. Ich entwarf Servietten, Grußkarten, Geschenkpapier, Pappteller etc. Ich denke immernoch gern zurück an diese Anfänge, mittlerweile freu ich mich darüber, dass aus meinen Entwürfen nun auch Teppiche, Kissen, Tischdeko und vieles mehr gefertigt wird. Ich schätze mich glücklich, dass ich mittlerweile eine feste Gruppe Klienten haben, denen ich meine Ideen vorstellen kann, ob Sie diese mögen oder nicht. Wenn es dem einen nicht gefällt, dann mag es der andere. Ein Design zu entwickeln, es dann mit einem Produkt zusammenzubringen und es später im Laden stehen zu sehen ist immer wieder eine tolle Erfahrung
Mit so vielen Kindern muss es schwer sein die Balance zwischen Familie und Karriere zu halten. Viele Frauen heutzutage fühlen sich gezwungen zwischen dem einen und dem anderen zu entscheiden, wie schaffst du den Spagat?
Ein bischen hier und ein bischen dort und kein freier Augenblick dazwischen – so mache ich es. Es ist mehr als eine Vollzeitstelle, ach was sage ich oft auch wie zwei oder drei Vollzeitstellen. Meine Klienten wissen, dass es schon mal sein kann, dass die Kinder während eines Geschäftstelefonates im Hintergrund raufen und schreien. Aber bisher haben es alle mit Humor genommen. Die meisten Klienten mit denen ich zusammenarbeite sitzen den ganzen Tag in ihrem Büro und finden es sogar süß mit einem Telefont mitten im Familienleben zu stehen. Genauso verstehen meine Kinder, dass ich mich mit Ihnen unterhalten kann, während meine Augen auf den Computerbildschirm, den Zeichentisch oder auf die Nähmaschine gerichtet sind. Ich habe mein Atelier daheim eingrichtet, so dass sie neben mir am großen Designtisch sitzen und malen, um mich herum spielen oder auf dem Bett im Atelier einen Mittagsschlaf halten während ich arbeite. Es gibt keine verschlossene Tür, meine Kinder sind immer willkommen und ihre Mutter ist immer da, wenn sie gebraucht wird. Mein Ehemann Jeff versteht die Ansprüche die meine Karriere an unseren Alltag stellt sehr gut und geht mir zur Hand. Er ist ein wundervoller Vater und wir beide wollen das Selbe für unsere Familie, so dass wir gemeinsam an einem Strang ziehen. So ein Ehemann ist ein großes Geschenk.
Du arbeitest ja fast durchgehend am Tag. Kriegt man das mit Freunden und der Familie eigentlich noch unter einen Hut? Mit wem? Wer? Was? Freunde? Ich scherze nur, es war ein hektisches Jahr. Selbst wenn ich nicht arbeiten würde, hält einen so eine große Familie auf Trab. Ich lade wahnsinnig gern Freunde ein. Es gibt gute Freunde, die kenne ich schon seit Jahrzehnten, die wohnen hier ganz in der Nähe, so dass man sich hier und da mal kurz daheim besuchen kann oder wie treffen uns zum Mittagessen hier in Nashville auf einen kurzen Plausch. Außerdem lassen sich Beruf und Freizeit nicht wirklich trennen.
Als ich für meine beste Freundin Julie eine Verlobungsfeier ausgrichtet habe, war plötzlich die Inspiration für meine nächste Stoffkollektion da, einfach so wie im Fingerschnipsen. Das Farbspiel der Tischdecken und der Dekorationen mit Früchten und Blumen, die Kerzen die im Garten verteilt waren, die Musik von der Veranda, die Muster der Kleider die tanzten, die verschiedenen Persönlichkeiten der Gäste, die Romantik die in der Luft lag an diesem heißen Sommertag ließen mir einfach keine Ruhe, bis ich mich trotz der organisatorischen Strapazen direkt nach der Feier hinsetze und meine ersten Skizzen und Farbpalletten anfertigte um diese Abend einzufangen bevor er mir entschwinden konnte.
Du führst ja einen Blog, eine Art Online-Tagebuch, dort machst du ab und an Anmerkungen, dass du an einem Buch arbeitest, gibt es da mittlerweile schon etwas handfestes, dass du mit uns teilen kannst? Ja, da hast du recht, ich arbeite im Moment an einem Buch. Du hast ja gemerkt, wie beschäftigt ich in letzter Zeit war und dass ich mir für unser Interview erst mal ein wenig Zeit freischaufeln musste. Das Buch ist ein anstrengendes, aber auch aufregendes, Unterfangen. Ich denke es wird im April / Mai 2008 durch den Druck und in der Auslieferung sein.
Gibt es schon einen Titel, darfst du uns verraten, was uns erwartet oder bist du da vertraglich zu Schweigen verpflichtet?
Das Buch wird Not Your Mama's Sewing heißen und wird ein recht vielseitiges, kleines Handbuch für Näherinnen sein. Ich versuche es sehr sachkundig und dennoch locker zu gestalten. Ich war niemals Perfektionistin, aber ich wollte immer alles so gut wie möglich, so clever und schnell wie möglich machen. Ich hoffe, dass ich einige Tipps weitergeben kann. Das Buch wird etwa 24 Projekte rund um das Haus, modische Accessoires, Geschenke, Patchwork und Wohndekor umfassen. Manche sind abgewandelte Klassiker, andere sind völlig neue ungewöhnliche Konzepte, die ich noch nirgendwo gesehen habe. Daher kann ich auch nicht zu viel verraten. Man muss sich vor Spionage schützen, die Konkurrenz schläft nicht.
Ein Rock den Anna für sich selbst entwarf und maßschneiderte. Selbstverständlich genäht aus Stoffen der Kollektion Chocolate Lollipop. Der Vordere Einsatz wurde von Hand appliziert und bestickt. Daneben steht ein Selbsportrait in Öl das Anna fertigte.
Das verstehe ich sehr gut. Du hast in unserem letzten Chat erwähnt, dass du ebenfalls eine Schnittmusterkollektion herausbringen willst. Amy Butler’s Schnittmusterkollektion findet ja auch immer reißenderen Anklang! Verrätst du uns, wann deine Fans mit AM Designs rechnen können?
Wenn du mich auf dem Spring Quilt Market 2008 besuchst, wird es einige Überraschungen geben. Zu Anfang werde ich eine handvoll Designs rausbringen, an denen ich nun schon seit einiger Zeit feile. Da ich ja jahrelang in der Modebranche tätig war bringt mich das ein bischen zurück zu den Anfängen. Es freut mich mit anderen die Inspiration zu teilen und dann zu sehen, was diese daraus machen, wie diese den gleichen Schnitt interpretieren. Ich finde, dass ist unter kreativen Köpfen sehr wichtig und macht eine Gemeinschaft aus.
Wo siehst du dich selbst in sagen wir 5 Jahren?
Wow, fünf Jahre waren einmal eine lange Zeit und mittlerweile scheinen die Jahre nur so an mir vorbei zu fliegen. Ehrlich gesagt hoffe ich, dass ich in fünf Jahren immernoch genau das Gleiche mache - Vielleicht mit ein bischen Unterstützung in einem großen Atelier für das ich unseren Dachboden ausbauen möchte. Von dort aus könnte ich den ganzen Garten überblicken, wenn ich arbeite. Ich hoffe, dann sind Leute immernoch fasziniert genug von meiner Arbeit um mit mir Interviews zu führen.
Gibt es jemanden der dich besonders inspiriert? Eine andere Künstlerin, ein Musiker?
Mein Vater inspirierte mich durch sein Hobby zur Malerei. Ich fühlte mich als Kind schon immer angezogen von einem großen Buch meiner Eltern, dass Gemälde von Picasso, Matisse, Pissaro, Monet, Kandinsky etc. zeigte. Ich sammle leidenschaftlich Bücher über meine Lieblingskünstlerinnen Georgia O'Keefe und Frida Kahlo. Aber für mich gibt es keinen bestimmten Favoriten. Mich inspiriert ein Straßenkünstler in New York City genauso wie ein Maler der hunderte von Jahren vor mir lebte oder meine eigenen Kinder. Es ist wie ein großer gemischter Salat aus jeder Menge Einflüsse der meinen künstlerischen Appetit füttert und mich ins Studio zieht.
Gibt es etwas ohne das du dein Haus niemals verlassen kannst?
Ich sag’s dir – Einen Plan! Mein durchschnittlicher Tag ist gefüllt mit einer unüberschaubaren Welle an Aufgaben, da kann man kaum eine unverplante Minute vergeuden damit alles funktioniert.
Welche Person hat dich mehr beeinflusst als Andere?
Meine Kunstlehrerin in der Highschool war die Erste, die bestätigte, dass ich mehr als nur “ok†war was mein künstlerisches Talent anging. Sie verlangte deshalb immer mehr von mir als von ihren anderen Schülern. Sie machte mir klar, dass es meine Aufgabe sei diese Gabe in Ehren zu halten und weiterzuentwickeln. Ich denke heute noch oft an ihre Worte und meine Verantwortung gegenüber meiner Kunst, meiner Lehrerin, meine Familie und mir.
Was ist dein wichtigstes Werkzeug, wenn du arbeitest?
Das kommt immer auf das Farbmedium an mit dem ich arbeite. Farbe ist immer das wichtigste Element, egal ob ich mit Malfarben, Kreiden, Stoffen oder Farbdateien am Computer arbeite. Den richtigen Farbton zu treffen ist mir sehr wichtig! [Anna schaut ernst]
Welches Schaffensmedium ist dein Liebstes?
Ich liebe es zu zeichnen. I kann nicht ohne Nähen. Ich komme zwei Tage ohne feste Nahrung aus, wenn ich mich in einem Quilt oder anderem Nähprojekt verliere. Aber meine Lieblingstechnik variiert mit Aufmerksamkeit / Müdigkeit. Ich kann im Halbschlaf noch applizieren aber ich muss hellwach beim Malen sein. Obwohl ich gern meinen Designprozess am Computer fertigstelle ist es wahrscheinlich mein ungeliebtestes Werkzeug. Man ist eingeschränkter.
Wie entspannst du und lädst deine Batterien wieder auf?
Meine Entspannung beginnt bereits am frühen morgen, wenn ich im Schlafanzug mit meinem Mann auf der Veranda sitze und wir eine Tasse Kaffee zusammen trinken. Wir sprechen normalerweise unsere Tagesabläufe miteinander durch und das hilft uns zu entspannen und uns auf das Wichtige für den Tag zu konzentrieren. Es ist schwer zu merken, wenn man Zeit zum Relaxen hat, wenn man daheim arbeitet. Man hat ja nie einen klar abgegrenzten Feierabend. Ich mag ein gutes Glas Wein, wenn ich das Abendessen für die Familie zubereite, mich mit der Familie während des Abendessens auszutauschen. Komischerweise finde ich es entspannend im Garten zu arbeiten und Unkraut zu ziehen. [Anna lacht und rollt leicht mit den Augen]
Anna: "Ich liebe es moderne, wildere Stoffe mit sehr geradlinigen, uniformen Patchworkmustern zu verwenden. Dieses Muster viel mir in einer australischen Zeitschrift auf und kurz darauf war ich schon beim Zuschnitt. Das Kissen ist eine Gemeinschaftsarbeit von mir als Mädchen und mir als Frau. Die Blume in der Mitte stickte ich während eines Besuches bei meiner Familie in Griechenland. Vor ein paar Monaten entdeckte ich es dann in einer Schatulle und dachte es wäre perfekt als Mitte für ein Kissen. Das nenn ich ein langwieriges Projekt... es hat nur 23 Jahre bis zum fertigen Kissen gebraucht."
Was holt dich an einem verregneten Morgen aus dem Bett?
Ich liebe verregnete Morgen! Ich habe meistens eines der Kinder an der Back kleben, bevor ich entscheiden kann, wann die beste Zeit zum Aufstehen ist. Es ist selten mein Entschluss aufzustehen. Unter der Woche habe ich genug damit zu tun meine Familie glücklich zu machen, so dass ich jede Minute nutzen muss, damit noch Zeit für meine Arbeit im Atelier bleibt.
Wenn du keine Designerin geworden wärst, was denkst du würdest du jetzt machen?
Ich wär Malerin, aber eher im Privaten und würde viel Zeit in Gärten verbringen. Das ist eine wirklich schwere Frage, weil für mich eigentlich nie etwas anderes in Frage kam. Ich wäre definitiv selbstständig. Ich bin zwar gern unter Menschen, aber ich mache am Liebsten mein eigenes Ding und bin unabhängig, wenn ich arbeite.
Dein Alltag hat dich ja ganz schön eingespannt, hast du auch einen flotten Spruch auf deinem Autoaufkleber? Es gibt ja immer öfter diese Aufkleber auf denen steht „Ich würde jetzt lieber...“ ?
Ich würde jetzt lieber was anderes machen als durch die Gegend fahren!
Wie sieht es bei dir zu Hause aus? Hast du jeden Raum nach einem Thema dekoriert, ist alles sehr bunt oder versuchst du es ruhig zu halten um dich nicht abzulenken?
Oh Gott, das Haus ist definitiv irgendwo unter meinem Dekor versteckt. [Anna lacht] Ich habe dazu noch angefangen Werke von anderen Künstlern zu sammeln. Es ist sehr bunt bei uns daheim, aber ich versuche das ganze nicht zu überwältigend werden zu lassen indem ich die Wände simpel halte. Letztes Jahr haben wir unsere Küche renoviert und wann auch immer ich etwas auswählen sollte entschied ich mich für eine Farbe. Ich wollte unbedingt die türkisen Fliesen, den roten Herd und die gelbe Ecke. Ich musste mir selbst die ein oder andere Farbe gönnen, aber habe wirklich versucht mich auf Schwarz und Crème zu beschränken. Letztlich konnte ich nicht mal bie den neutralen Farben nur eine Nuance auswählen. Mir wird einfach zu schnell langweillig!
Viele Frauen haben ein Faible für Schuhe, Accessoires oder Handtaschen. Was ist deine typisch weibliche Sammelleidenschaft?
Auf jeden fall Strickwaren. Ich habe eine ganze Truhe voll Benetton Pullis aus den 80ern von denen ich mich einfach nicht trennen kann. Mir ist egal was für Strickpullis, ob mit langen oder kurzen Armen, zum Knöpfen, mit Kaputze oder aus dicker Wolle. I habe beschlossen, dass ich endlich Stricken lernen sollte und lerne es immernoch. Aber es ist wirklich viel teurer als einen Strickpulli zu kaufen.
Welche Weisheit würdest du gern an junge Talente weitergeben?
Tu das was du liebst! Ich habe diese selben Worte oft auf meinem Weg gelesen und mir immer gedacht „okay, aber wen interessiert das“. Die Zeit hat mich gelehrt, dass es stimmt. Auch wenn es aus finanzieller Sicht vielleicht nicht hinhaut, solange man daran arbeitet etwas neues in seinem Bereich zu schaffen, wird es jemand bemerken. Es gibt heutzutage so viele Möglichkeiten sich bekannter zu machen, die es damals als ich von der Uni kam noch nicht gab. Es gibt keinen Grund es nicht zu versuchen. Mein Rat ist, tu was du tun musst um in der Welt zu überleben, aber tue auch, was du möchtest um selbst zu leben.
Unter http://www.annamariahorner.com könnt ihr Anna besuchen. Wer nun ganz hin und weg ist, kann Anna’s Stoffkollektionen und zukünftig auch Ihr neues Buch und Schnittmuster in Deutschland beziehen über:
Quiltzauberei.de
Marschallstr. 9
46539 Dinslaken
Tel. 0 20 64 / 82 79 80
http://www.Quiltzauberei.de
PS: Schaut am Montag, den 20. August 2007 unbedingt vorbei! Denn dann verfasst Anna hier exklusiv einen Gastartikel mit Tipps und Tricks direkt aus dem Studio der Designerin!
PPS: Das Joel Dewberry Interview gibt es dann morgen!
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#2 - Claudia Holder 2007-08-10 11:11 - (Reply)
Euer Quilt Blog ist super. Die Artikel und Anleitungen gut geschrieben.
Weiter so.
#3 - Eva Lenz 2012-02-06 19:22 - (Reply)
Hallo Frau Horner,
Ich habe gelesen,dass Sie Stoffdesingerin sind.Könnten Sie mir wohl Auskunft geben, wie man Stoffdesinger/in wird, im Bezug auf Ausbildung,Studium, etc.
Ich würde mich sehr auf eine Antwort von Ihnen freuen.
Mit freundlichen Grüßen
Eva Lenz