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Warum werden Baumwollstoffe, Patchworkstoffe & Designerstoffe so teuer? - Die Baumwollkrise

Baumwolle vor der Ernte
[Mit freundlicher Genehmigung von Kimberly Vardeman (c)2009]

Krise: Baumwollstoffe steigen im Preis – aber warum?


Viele Hobbyschneiderinnen, Patchworker & Quilter haben es schon bemerkt oder gehört, die Stoffpreise steigen 2011 erstmalig drastisch und vielerorts fragt man sich wieso? Die vielen Faktoren die dazu führen, dass nun die gesamte Nähindustrie und ihre Stofflieferanten die Preise anziehen müssen, möchte ich heute näher erläutern, denn diese basieren leider nicht auf Willkür oder Gier des Stoffhandels.

1. Rohstoffmakler & Devisenhandel


Baumwolle ist ein Rohstoff mit welchem an den Börsen der Welt von Rohstoffmaklern gehandelt und auch spekuliert wird. So kommt es, dass der Rohstoff Baumwolle an den Dollar Kurs gebunden ist, wie z.B. auch ein Barrel Öl. Wie alle Rohstoffe ist auch die Baumwolle in Zeiten der Wirtschafts- & Finanzkrisen deutlich im Preis gestiegen. Zum gestiegenen Rohstoffpreis kommt noch die schwache US-Wirtschaftssituation und der daraus resultierende schwache Dollar.
Obwohl der Löwenanteil aller unserer Patchworkstoffe und Designerbaumwollstoffe in den USA designed und von dort aus vertrieben werden findet der Druck jedoch hauptsächlich in Japan und Korea statt. Der Kaufkraftverlust des Dollars ist in diesen Ländern so enorm, dass 20-30% allein durch den Wechselkurs verloren gehen.

Doch nicht nur Börsenspekulation & Weltfinanzkrise haben zu dem Problemfall Baumwolle beigetragen, denn bedauerlicherweise kommt es momentan zu einem Zusammenspiel vieler Faktoren, so dass sich die einzelnen Probleme nicht mehr aushebeln lassen können.


2. Weltweiter Baumwollmangel


Der Weltmarkt kämpft momentan mit einem Mangel an Baumwolle der die Preise weiter nach oben treibt. Überflutungen in Pakistan, schwere Regenfälle in China und Hagelschäden in Texas haben viel Baumwollopfer gefordert. Indien, einst einer der wichtigsten Lieferanten, hat den Export von Baumwolle komplett eingestellt um auf den Bedarf seiner eigenen, explodierenden Bevölkerung zu reagieren.
Auch Großlieferant China hat den Baumwollexport stark eingeschränkt. Mit einem Kaufkraftzuwachs von +1506% der chinesischen Bevölkerung (vgl. Europa +75% im gleichen Zeitraum) [Quelle: National Geopgraphic, Ausgabe 1, Januar 2011, S. 60/61] gilt es in dieser boomenden Volkswirtschaft auch erst einmal die gestiegenen Konsumbedürfnisse der eigenen Bevölkerung zu stillen.
Tatsächlich befindet sich momentan der gesamte Globus in einer Konkurrenzsituation um die beschränkte Menge Baumwolle die zur Verfügung steht. Selbstverständlich sorgt eine Rohstoffknappheit zusätzlich zu weiteren Börsenspekulationen.

In der Vergangenheit haben sich Baumwollspinnereien der Mischgewebe bedient um solchen Engpässen zu begegnen. Was zumindest eine Möglichkeit für die Bekleidungsindustrie erscheint (siehe immer dünner werdende Jeans & T-Shirts in den Kaufhäusern) ist jedoch in der Patchworkindustrie undenkbar, einmal ganz davon ab, dass Mischgewebe mit Synthetikfasern ebenfalls dem gestiegenen Ölrohstoffpreis unterliegen.


3. Druckkosten und Druckereimangel


Leider ist das noch nicht das Ende der momentanen Situation, denn mittlerweile gibt es immer weniger Druckereien die die Quiltstoffindustrie bedienen.
Im Vergleich zu Großkonfektionen ist die benötigte Stoffmenge die pro Stoffdesign gedruckt werden soll gering. Der Aufwand ist für die Stoffdrucker vergleichsweise enorm, denn nicht nur ist die Stoffmenge pro Design geringer ist, sondern auch der eigentliche Druckaufwand enorm. Während die meisten Baumwollstoffe der Großmanufaktur mit gerade mal 4-6 Druckschablonen auskommen, benötigen Patchworkstoffe 16-18 Druckschablonen pro Stoffdesign. Ein enormer Mehraufwand für die Druckereien, welche überhaupt diesen Flachbettdruck mit vielen Druckschablonen noch anbieten, statt mit Rotationsfilmdruckmaschinen zu arbeiten.
Gab es einst noch 25 Druckereien, die diesen Aufwand betrieben, sind es mittlerweile nur noch 10 Druckereien weltweit, die aufgrund mangelnder Konkurrenz immer höhere Preise verlangen können.


4. Zoll & Transport


Als ob all dies nicht schon genug wäre spielen auch erhöhte Zölle eine Rolle. Dabei geht es nicht nur um die Einfuhrzölle, welche im Leben der Baumwolle mehrmals anfallen z.B. vom Baumwolllieferanten zum Land der Baumwollspinnerei, von dort als gesponnener „Grundstoff“ zum Land der Druckerei, bedruckt dann weiter zum Stoffdesigner, vom Stoffdesigner zum Großhandel und vom Großhandel nochmals ein Zoll zum Einzelhandel. Es geht dabei auch zusätzlich um die Exportzölle, so sorgen viele Länder durch erhöhte Zölle dafür, dass ihre Baumwolle vermehrt im eigenen Land für die eigene Bevölkerung zur Verfügung steht.
Der Transport zwischen all den Stationen im Leben der Baumwolle ist ebenfalls teurer geworden, nicht zuletzt wegen der gestiegenen Ölpreise. So hat sich auch UPS dazu entschlossen im Januar 2011 nochmals eine Preiserhöhung der Frachtkosten um knapp 5% vorzunehmen.

Stephanie Dell'olio, Präsidentin der Verkaufsabteilung von Marcus Bros., summiert es in ihrem Interview mit dem Magazin „The American Quilt Retailer, 1/11“ : „Wir haben in der Vergangenheit viele Knappheiten überstanden, aber speziell dieses Zusammentreffen an Umständen ist mit nichts vergleichbar, was wir in den letzten 100 Jahren erlebt haben.“ So wie Stephanie haben viele Designhäuser von Avlyn über Hoffman Fabrics bis hin zu Westminster Fibers (Rowan / Free Spirit) gemeinsame Ansichten, welche auf http://www.americanquiltretailer.com/cotton/ nachzulesen sind.


Doch es gibt auch einen Lichtblick, denn das Entsetzen über die nun unabwendbaren Preiserhöhungen von Patchworkstoffen ist vergleichbar unberechtigt. Die Quiltindustrie ist von den geringen Preiserhöhungen der letzten 20 Jahre ein wenig verwöhnt. Während in den USA z.B. in den letzten 20 Jahren der Preis von Patchworkstoffen der Marke Hoffman um gerade mal 44% gestiegen ist, stieg der Preis von einem Pfund Gehacktes von $0,89 auf $3,29 um 270%, ein Neuwagen von durchschnittlich $16.900 auf $27.000 um 65% und Brot von $0,70 auf $2,69 um satte 284%. [Quelle: The American Quilt Retailer, Jim Salinas, 1/2011]

Blicken wir auf unsere Einkäufe der letzten 20 Jahre und deren Preiserhöhungen zurück, so merken wir vielleicht, dass der Anstieg des Stoffpreises verschwindend gering ist, insbesondere, wenn wir bedenken wie viel Freude und Mehrwert uns diese Stoffe für unser Leben bringen. Patchwork & Quilten ist manchmal wahre Magie für die Seele und brauchen wir in den Zeiten der Weltwirtschaftskrise nicht alle etwas für die Seele?
Posted by Ina Magedanz on 19/06/2011 in Hinter den Kulissen, Materialkunde, Presse.
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